Der Beitrag hat anhand eines praxisnahen Beispiels aufgezeigt, welche Schritte erforderlich sind, um aus bestehendem modularen Code eines SNMP-Agenten kooperierende CORBA-Managementobjekte zu gewinnen. Das in diesem Beitrag vorgestellte Vorgehensmodell stellt einen universell verwendbaren, systematischen Ansatz zum Re-Engineering bestehender Managementagenten dar. Drei kritische Erfolgsfaktoren konnten hierbei identifiziert werden: Der modulare Aufbau des zu portierenden Agenten, die Abstützung auf standardisierte Verfahren zur Transformation der Managementinformation sowie eine gute Werkzeugunterstützung durch CASE-Tools, die State-of-the-art-Modellierungstechniken (wie z.B. OMT) instrumentieren.
Die Tatsache, daß momentan noch syntaktische Divergenzen zwischen dem von CASE-Tools erzeugten und von CORBA-Entwicklungssystemen akzeptierten IDL-Schnittstellenbeschreibungen bestehen, ist angesichts des geringen Alters von CORBA verständlich; dies sind vielmehr natürliche Reibungsverluste bei der Kombination von frei am Markt erhältlichen Produkten, die sich zum Teil noch in einem sehr frühen Stadium befinden. Unter diese Kategorie fallen auch die angesprochenen Probleme bei der Überwachung der Gültigkeit von Beziehungen; sobald geeignete, bereits spezifizierte CORBAservices Bestandteil von kommerziell erhältlichen Entwicklungssystemen sind, wird sich eine zukünftige Version unserer Implementierung darauf abstützen können.
Ebenso konnte die Tragfähigkeit von CORBA für die Belange des Systemmanagements nachgewiesen werden, selbst wenn heutige CORBA-Entwicklungsumgebungen noch nicht die für den Produktionsbetrieb erforderliche Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit besitzen: Unzulänglichkeiten heutiger CORBA-Toolkits beruhen beispielsweise auf der Implementierung des Interface Repository in Form einfacher Dateien, deren Verzeichnisse von den Maschinen, auf denen der Object Request Broker läuft, wechselseitig über das Network File System exportiert bzw. gemountet werden müssen. Hierdurch entstehen massive Einbrüche der Performance.
Zweifellos sind mit dem derzeitigen Stand des Projektes noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die moderne OOA/OOD-Methoden bieten, da bisher das (statische) Objektmodell von Managementagenten im Mittelpunkt der Betrachtungen stand. Weitere Schritte bestehen daher in der Untersuchung und Modellierung der dynamischen Aspekte von Managementagenten sowie der Potentiale möglicher Delegierbarkeit von Managementaufgaben zur Laufzeit durch Managementsysteme an Managementagenten.
Danksagung
Der Autor dankt dem Münchner Netzmanagement Team für intensive Diskussionen zu früheren Versionen dieses Beitrags. Das MNM-Team, das von Prof. Hegering geleitet wird, ist eine Gruppe von Wissenschaftlern beider Münchner Universitäten und des Leibniz-Rechenzentrums der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.