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Es gibt unzählige proprietäre MIBs, die Hersteller zu ihren
individuellen Produkten mitliefern. Zum Teil sind diese die Basis für
sehr spezielle Managementwerkzeuge. Oft ist es sogar nur möglich, mit
Hilfe eines MIB-Browsers einer Plattform die spezifische
Managementinformation der Ressource auszulesen. Das Hauptproblem bei
proprietären Hersteller-MIBs liegt darin, daß die bottom-up von der
Ressource zur Verfügung gestellten Informationen meist nicht die Bedürfnisse
eines Betreibers an das Management treffen. Ein weiteres Problem ist,
daß die selbe Managementinformation in den unterschiedlichen
Hersteller-MIBs immer wieder unter jeweils anderem Namen neu definiert
wird. Dies führt zu erheblicher Redundanz und Unübersichtlichkeit im
Internet-Registrierungsbaum.
Für das System- und Anwendungsmanagement wurden erst wenige generische
MIBs von unabhängigen Organisationen entwickelt. Immerhin gibt es aber
innerhalb der IETF diverse Arbeitsgruppen, die sich mit der Thematik
befassen und die Vorschläge (Internet-Drafts)
weiterentwickeln. Problematisch ist aber, daß erst wenige
Implementierungen zu den generischen MIBs existieren und somit deren
praktische Tauglichkeit für das Management heutiger verteilter Systeme
schlecht beurteilt werden kann. Es folgt ein Überblick über
ausgewählte bestehende MIBs:
- Host Resources MIB [GW93]:
- Diese SNMP-MIB definiert Objekte
für das Management von Endsystemen. Die Attribute sind so allgemein
gehalten, daß sie auf eine Vielzahl von Endsystemen unabhängig von
Architektur, Betriebssystem und installierten Anwendungen angewendet
werden können. Sie besteht aus sechs Gruppen. Die ersten drei
Gruppen behandeln allgemeine Betriebssystemressourcen (System),
Speicherressourcen (Storage) und Managementinformation zu logischen
Geräten (Device). Die übrigen drei Gruppen bieten Informationen zu
lokal installierter Software und zu Anwendungen, die sich gerade in
Ausführung befinden. Kritisch anzumerken ist, daß die MIB verteilte
Systeme kaum und verteilte Anwendungen gar nicht
berücksichtigt. Desweiteren ist nur ein Monitoring und kein aktives,
steuerndes Management möglich.
- MNM-UNIX-MIB [KH96]:
- In seiner Diplomarbeit
[Kri94] hat Uwe Krieger einen Vorschlag für eine SNMP-MIB für
das Management von UNIX-Endsystemen gemacht, die Konzepte der
Host Resources MIB [GW93] im Hinblick auf aktives
Management erweitert. Diese MIB wurde vom «Münchner Netzmanagement
Team» (MNM-Team) zur MNM-UNIX-MIB weiterentwickelt. Diese MIB wurde
mittels modularer Agenten, wie im letzten Abschnitt beschrieben,
implementiert und erlaubt das steuernde Management der
folgenden Ressourcen heterogener UNIX-Workstations:
- Devices: Prozessoren, Hauptspeicher, Festplatten, Drucker,
lokale Dateisysteme
- Prozesse
- Benutzer und Gruppen
Die Informationen der MIB werden in Kapitel 4.3 in
das Objektmodell dieser Arbeit integriert.
- Network Services Monitoring MIB [KF94]:
- Diese MIB
definiert Managementinformation, die sich auf alle Arten von
Netzdiensten bzw. verteilten Systemdiensten anwenden lassen
soll. Beispiele für solche Dienste sind Agenten für den Versand von
elektronischer Post (MTA) oder Verzeichnisdienste (DNS). Sie soll
ein effektives Monitoring der Kommunikationsressourcen auf der
Anwendungsschicht erlauben, z.B. für Lastmessungen oder zum
Aufspüren von überlasteten oder unterbrochenen Verbindungen. Hierfür
führt sie zwei SNMP-Tabellen ein. Die erste Tabelle enthält einen
Eintrag für jeden Netzdienst, der dem Monitoring unterworfen
ist. Die zweite Tabelle besitzt Attribute zu allen zu den
Netzdiensten gehörenden, offenen Kommunikationsverbindungen.
- System Application MIB [SK97]:
- Diese
MIB des IAB hat momentan den Status eines Internet-Drafts und ist
noch nicht endgültig standardisiert. Sie definiert Objekte für das
Fehler-, Konfigurations- und Leistungsmanagement von
Anwendungen. Ihr Einsatzgebiet geht damit über das traditionelle
Systemmanagement hinaus. Sie betrachtet eine Anwendung als
Managementobjekt, welches sich aus ausführbaren und anderen Dateien
zusammensetzt und auf einem Rechner ausgeführt wird. Die
Managementinformation der MIB soll auf möglichst alle Arten von
Anwendungen anwendbar sein und vollständig durch Methoden des
Betriebssystems zugänglich gemacht werden. Eine Implementierung
dieser MIB erfordert daher keine Instrumentierung der Anwendungen,
also kein Ändern oder Hinzufügen von Anwendungs-Code. Die
generischen Attribute dieser MIB sollen später durch die
Application MIB (siehe folgenden Punkt) und durch MIB-Module
für spezifische Anwendungen verfeinert und erweitert werden. Dies
erfordert dann aber eine Instrumentierung der Anwendungen. Das
bedeutet, daß schon bei der Entwicklung Schnittstellen für das
Management in die Anwendungen integriert werden müssen, wie sie
z.B. auch das RM-ODP vorsieht. Die System Application MIB
besteht aus zwei großen Gruppen mit Objekten für installierte
Software und gerade ausgeführte Anwendungen. Damit erweitert sie die
entsprechenden Gruppen der Host Resources MIB. Die wichtigsten
Einschränkungen der System Application MIB sind die zwei
folgenden Punkte:
- Beschränkung des Managements auf lokal installierte und
ausgeführte Anwendungen
- Keine Steuerungsmöglichkeiten für aktives Management
Hier setzt die Application Management MIB an, die im
folgenden besprochen wird.
- Application Management MIB [SKPK97]:
- Diese
MIB, die ebenfalls erst als Internet-Draft vorliegt, baut auf den
vorher besprochenen Host Resources MIB, Network Services
Monitoring MIB und System Application MIB auf. Sie
führt weitergehende, wichtige Konzepte für das Anwendungsmanagement
ein, deren Realisierung aber die Instrumentierung der Anwendungen
voraussetzt. Hier ein kurzer Überblick über die Erweiterungen der
Managementinformation und -funktionalität:
- Unterstützung für generische Durchsatzmessungen innerhalb von
Anwendungen
- Auftragsmanagement (units of work)
- Möglichkeiten für generische Antwortzeitmessungen
- Eingeschränkte Unterstützung von verteilten Anwendungen
- Generisches Ressourcenmanagement bezüglich offener Dateien,
IO-Kenndaten auf Anwendungsebene und Nutzung des Netzes
- Generisches Logging
- Aktive Elemente für das Konfigurationsmanagement und
Möglichkeiten zum Starten und Stoppen von Anwendungen
Hierzu werden SNMP-Tabellen zu Diensten und deren Ressourcen wie
offene Dateien, offene Kommunikationsverbindungen, Transaktionen und
Prozessen eingeführt.
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Copyright Munich Network Management Team