Ein anderes Szenario, das die Notwendigkeit des Managements von Managementsystemen illustriert, stammt aus dem universitären Umfeld: Neben dem Hochschulrechenzentrum verfügen z.T. auch Institute über eigene Managementplattformen, die bei fehlerhafter Konfiguration den Gesamtbetrieb der Hochschulnetze beeinträchtigen können.
Während der Großteil der Forschungseinrichtungen über einen unmittelbaren Netzzugang zum Universitätsbackbone verfügt, werden Institute mit geringem Datenaufkommen aus Kostengründen häufig über Wählleitungen an das Backbone-Netz angeschlossen. Hierbei wird lediglich dann eine Verbindung zum Backbone hergestellt, wenn Daten vom bzw. zum Institut übertragen werden sollen. Die Modems, die die Verbindung zum Backbone über Wählleitungen herstellen, sind in der Regel so konfiguriert, daß ca. 5 Minuten nach Beendigung einer Übertragung jeweils die Wählverbindung abgebaut wird. Sollten in dieser Zeit wieder Übertragungen erfolgen, bleibt die Verbindung bestehen und der Timeout-Mechanismus wird nach Beendigung der Übertragung neu gestartet.
Bei mancher Modemsoftware besteht keine Möglichkeit, bestimmte Paketarten (wie z.B. zum Testen der IP-Konnektivität mittels ICMP) von der Übertragung auszuschließen, was sich negativ bemerkbar macht, wenn innerhalb des Hochschulnetzes eine neue Managementplattform installiert wird und an dieser - mit einer Ausnahme - keine Änderungen an der Default-Konfiguration vorgenommen werden: Damit die Plattform per Autodiscovery alle Systeme in den Subnetzen des Hochschulnetzes in die Topologiedarstellung mit aufnimmt, wird die Funktion abgeschaltet, die lediglich die Geräte bis zum nächsten Router erfaßt. Wenn an der Plattform ein Polling-Zyklus von 5 Minuten eingestellt ist, erhalten somit sämtliche entdeckten Systeme (darunter auch diejenigen, deren Wählverbindung zu diesem Zeitpunkt gerade aufgebaut ist) im Abstand von jeweils 5 Minuten ein ICMP-Paket zur Ermittlung ihres Systemstatus.
Die unglückliche Kombination von Timeoutwert der Wählverbindung und Polling-Zyklus der Managementplattform führt unter diesen Umständen dazu, daß die (nach Verbindungszeit abgerechnete) Wählverbindung tagelang aufrechterhalten wird, ohne daß in nennenswertem Umfang Nutzdaten übertragen werden, da jedes ICMP-Paket der Plattform den Timeout-Wert der Wählverbindung wieder zurücksetzt. Das Ergebnis sind unnötig hohe Kommunikationskosten, die nur dadurch vermieden werden können, daß der Verbindungsrechner, über den neben diesen Wählverbindungen auch der Internet-Zugang des Hochschulnetzes abgewickelt wird, durch den Plattformverwalter explizit vom Polling ausgenommen wird. Es besteht also keine Möglichkeit für die Backbone-Administratoren im Rechenzentrum, von ihrem Managementsystem aus anderen Managementplattformen das Überwachen derjenigen Systeme und Netzbereiche zu untersagen, für die sie nicht zuständig sind.