Die in Abschnitt motivierte Notwendigkeit der
Verteilung der Managementlast auf mehrere Managementsysteme führt
dazu, daß in großen unternehmensweiten Netzen mehrere
Managementsysteme eingesetzt werden , die von unterschiedlichen
Herstellern stammen und jeweils für eine Domäne
zuständig sind. Natürliche
Managementdomänen sind, wie in Abbildung
dargestellt, die Zentrale eines Unternehmens sowie
die einzelnen Zweigwerke, Niederlassungen und z.T. Händler. Diese
geographische Domänenbildung ähnelt oft der Organisationsform der
Unternehmung, da diese Domänen meist eigenverantwortliche Bereiche
darstellen. Erfahrungen im Rahmen diverser Forschungskooperationen mit
großen Netzbetreibern (u.a. mit der Deutschen Telekom AG und
den Bayerischen Motorenwerken (BMW) AG) haben gezeigt, daß
die heutzutage dort zahlreich vorhandenen Managementsysteme meist nur
isoliert betrieben werden können, da es sowohl technisch als auch
organisatorisch kaum machbar ist, diese Systeme kooperativ zu
betreiben. Ursachen hierfür bestehen einerseits darin, daß die
Umsetzung hierarchischen bzw. verteilten kooperativen Managements mit
gegenwärtigen Managementplattformen nur sehr schwierig machbar ist,
da diese häufig von Seiten der Hersteller als Top-level
Manager ausgelegt sind. Dies ist aus
Herstellersicht verständlich, da man so sowohl die
Leistungsfähigkeit der eigenen Produkte unterstreicht, als auch diese
gegenüber Mitbewerbern abschottet, indem die Hemmschwelle für den
Einsatz konkurrierender Systeme mangels geeigneter
Kooperationsmöglichkeiten mit den bisher eingesetzten relativ hoch
gehalten wird. Ebenfalls sind bislang noch keine Bestrebungen bekannt
geworden, herstellerübergreifende Standards für
Managementschnittstellen für diese Systeme festzulegen. Dies führt
dazu, daß Funktionalität zur Überwachung und Steuerung von
Managementsystemen, soweit überhaupt vorhanden, zumeist auf mehrere
Programmierschnittstellen verteilt ist und keinerlei Agenten
existieren, die die gewünschten Dienste auf offene Weise anbieten.
Werden, wie es in unternehmensweiten Kommunikationsnetzen häufig der
Fall ist, Managementsysteme unterschiedlicher Hersteller eingesetzt,
sind natürlich die Möglichkeiten zur Kooperation dieser Systeme
aufgrund fehlender Standards äußerst eingeschränkt. Stammen die in
einem Corporate Network eingesetzten Systeme von demselben Hersteller,
ist die Situation etwas besser: Fortschrittliche Systeme verfügen
dann beispielsweise über sogenannte Manager Overtake
Funktionen , welche die Verantwortung
für eine Managementdomäne beim Ausfall eines Managementsystems (der
u.U. über Managementagenten mit offengelegten Schnittstellen
bemerkt wird) auf ein anderes System übertragen. Die technischen
Details dieser Mechanismen werden in Abschnitt
vorgestellt; es sei an dieser Stelle lediglich erwähnt, daß diese
Verfahren gegenwärtig relativ einfach gehalten sind und keinesfalls
die redundante Haltung von Managementdaten durch Datenintegration
implizieren.
Andererseits erweist es sich bei der praktischen Umsetzung von Betriebskonzepten für Managementsysteme oftmals als ausgesprochen schwierig, eigenständige bzw. angegliederte Bereiche des Unternehmens (wie Zweigwerke, Niederlassungen oder Händler) in eine ganzheitliche, unternehmensweite Managementstrategie einzubinden: Es ist beispielweise einer unabhängigen organisatorischen Einheit wie z.B. einem Zweigwerk nicht ohne weiteres vermittelbar, daß zur Erreichung eines einheitlichen Enterprise Managements über lange Zeit erfolgreich eingesetzte Managementsysteme (im konkreten Fall: Cabletron Spectrum) durch neue Systeme (hier: IBM/Tivoli) ersetzt werden sollen, die in der Zentrale des Netzbetreibers beschafft wurden. Die Durchsetzbarkeit an zentraler Stelle getroffener Entscheidungen in Unternehmen, die in eigenständige Einheiten aufgeteilt sind, ist zumeist problematisch, da dies oftmals als Eingriff in die Autonomie eines unabhängigen Bereichs angesehen wird.
Beide Ursachen führen letztendlich zur Bildung autonomer Management-,,Inseln``, was zwar heutzutage die Situation in zahlreichen Unternehmen darstellt, jedoch im Widerspruch zu den Prinzipien des Enterprise Managements steht. Da die Managementsysteme über Netzkonnektivität verfügen, ergibt sich die paradoxe Situation, daß die Systeme zwar nicht miteinander interagieren, jedoch auf die jeweils vom Partnersystem überwachten Ressourcen einwirken können. Bis jetzt haben für das Enterprise Management System zuständige Administratoren keinerlei Möglichkeiten, Konfigurationsprofile für Partner-Managementsysteme zu erstellen und deren Durchsetzung auf technischem Wege zu forcieren. Solche Profile können sich einerseits auf Polling-Intervalle und die Weiterleitung asynchroner Ereignismeldungen mit dem Ziel der Verringerung der Gesamtnetzlast beziehen; andererseits sollte unbefugten Systemen die Ausführung von Managementaktionen bzw. Discovery-Aktivitäten in bestimmten Bereichen untersagt werden können. Gesucht sind also Verfahren, die die Bildung von Verantwortungsbereichen und darauf abgestimmter Konfigurationsprofile für verteilte kooperative Managementsysteme zulassen.