Demgegenüber bietet sich die Einführung von
Managementhierarchien mit einem Top-level
Manager sowie mehreren, jeweils für einen
abgegrenzten Bereich zuständigen Managementsystemen (Mid-level
Managern) an. Hierarchisches
Management
ist eine Organisationsform des Managements, in der Managementsysteme
in logisch geschichteter Struktur organisiert sind. Systeme in
höheren logischen Schichten haben eine Sicht auf das gesamte
Kommunikationssystem und werden von unnötigen Details durch Systeme
abgeschirmt, welche die unteren logischen Schichten eines
Rechnernetzes administrieren. Erfahrungen aus dem praktischen Betrieb
von Managementplattformen haben gezeigt, daß die Qualität des
Managements so spürbar verbessert wird: Man erreicht eine bessere
Skalierbarkeit des Managements insgesamt durch Reduzierung der Last
auf dem bisher zentralen Managementsystem sowie der Netzlast auf den
Backbone-Netzen. Der Preis dafür ist eine Erhöhung der Last auf den
lokalen Netzen zwischen Agenten und Mid-level Managern. Dies ist
jedoch unproblematisch, da die Bereitstellung akzeptabler Bandbreite
in LANs lediglich geringe Kosten verursacht: Bandbreiten von 10 Mbit/s
(Ethernet) bzw. 16 Mbit/s (Token Ring) sind heutzutage Standard und
werden durch übliche Applikationen in der Regel noch nicht
ausgereizt. Eine einfache Rechnung illustriert dies: Bei einem
mittelgroßen LAN mit 50 handelsüblichen Ethernet Switches, die
jeweils über 24 Anschlüsse verfügen soll die maximale Zeitspanne
zur Entdeckung eines ausgefallenen Ports 5 Minuten nicht
überschreiten. Dies erfordert bei einem Polling-basierten Ansatz
durchschnittlich (50 * 24)/(5 * 60) = 4 Zugriffe pro Sekunde, um den
Zustand aller Ports zu überwachen, was sich jedoch in der Praxis als
durchschnittlich 1/6 Zugriffe pro Sekunde auswirkt, da Zugriffe auf
dasselbe Gerät üblicherweise mit einer Anfrage abgewickelt werden.
Will man nun 1200 Endgeräte, die an die
Ports angeschlossen sein können, in 10-minütigen Abständen
überwachen, sind hierfür weitere 1200/(5*60) = 4 Zugriffe pro
Sekunde vonnöten. Insgesamt werden knapp 5 Polling-Zugriffe pro
Sekunde ausgelöst, was unter der Annahme, daß SNMP (mit einer
durchschnittlichen Paketgröße von 500 Byte) verwendet wird, zu einer
benötigten Bandbreite von 0,05 Mbit/s führt, was einem halben
Prozent der insgesamt verfügbaren Bandbreite entspricht. Dieser
verhältnismäßig geringe Bandbreitenverbrauch ist also durchaus
tolerierbar. Ferner erlaubt der Einsatz von filternden Bridges und
Ethernet-Switches in Verbindung mit strukturierter Verkabelung
kontinuierliche Verbesserungen zur Erhöhung der effektiv nutzbaren
Bandbreite. Sollte dies nicht ausreichen, bietet sich der Einsatz von
Fast Ethernet (100 Mbit/s) für den LAN-Bereich ebenfalls zu
vergleichsweise geringen Kosten an: Gegenwärtig erhältliche
Endsysteme verfügen über Netzadapter mit
Autonegotiation-Mechanismen, die sowohl mit 10 Mbit/s als auch
mit 100 Mbit/s betrieben werden können.
Die Hauptaufgabe von Mid-level Managern ist also die Vorverarbeitung der Managementdaten von Agentensystemen, um nur in außergewöhnlichen Situationen das zentrale Managementsystem zu benachrichtigen. Sie nehmen einerseits die Filterung von Ereignismeldungen vor und gewinnen Managementinformation aus Rohdaten, die von Agenten bereitgestellt werden. Somit können auch Netzsegmente, die nur über Verbindungen mit geringer Bandbreite an den Backbone angeschlossen sind, ebenfalls umfassend administriert werden, da ein dafür zuständiger lokaler Mid-level Manager ausschließlich bereits vorverarbeitete und daher kondensierte Managementinformation an den Top-level Manager weiterleitet. Ferner bringt der Einsatz von Mid-level Managern die Erhöhung der Fehlertoleranz bei Netzausfällen, da beim Ausfall einer Verbindung vom Backbone zu einem entfernten Teilnetz die dort befindlichen Systeme durch den Mid-level Manager auch weiterhin vollständig überwacht werden können.
Der Einsatz von Mid-level Managern impliziert die Notwendigkeit, diese
Systeme geeignet zu konfigurieren und deren korrekte Funktionsweise zu
überwachen. Hierfür gibt es jedoch bisher keinerlei offengelegte
Managementinformation, wie in Abschnitt
aufgezeigt wird. Ebenfalls sind bisher keine Festlegungen getroffen,
welche Arten von Managementinformation zwischen Mid-level Managern und
Top-level Managern auszutauschen sind. Wir werden hierfür in Kapitel
einige Vorschläge herausarbeiten.
Hierarchisches Management ist dann angebracht, wenn bereits die
organisatorische Struktur des Netzes hierarchisch aufgebaut ist, was
insbesondere bei Telekommunikationsnetzen der Fall ist: Eine
Managementarchitektur, die hierarchisches Managements realisiert, ist
folglich das in Abschnitt beschriebene
Telecommunications Management Network (TMN), das Kommunikationssysteme in
fünf logische Schichten aufteilt und mit der Verwendung der OSI
Systems Management Functions sowie des Managementprotokolls
Common Management Information Protocol (CMIP) einige
leistungsfähige Mechanismen zur statischen Delegierung von
Managementfunktionalität (Schwellwertüberwachung, Filterung von
Ereignismeldungen) sowie zur Ermittlung von
Managementobjekten, auf die Operationen angewandt werden sollen (
Scoping and Filtering) bietet.
Da es in der Datenkommunikationswelt bisher keine standardisierten
Konzepte für Mid-level Manager gibt, werden wir in Abschnitt
einen kommerziellen Mid-level Manager vorstellen,
der dies mit den Mitteln des Internet-Managements leistet.