Verteilte Systemumgebungen sowie die in ihnen enthaltenen Komponenten unterscheiden sich stark bezüglich ihres Aufbaus, ihrer Größe oder ihrer Ausrichtung. Es kann folglich auch nicht eine einzige Managementlösung für alle verteilten Systeme geben. Ziel muß es vielmehr sein, einen ,,Baukasten`` von Modulen zu entwerfen, in dem die Teile, die einzelne Problembereiche bearbeiten, so flexibel wie möglich zusammengesetzt werden können, um für jede Umgebung zu einer optimalen Managementlösung zu kommen.
Die systemübergreifende Kombination von Modulen verschiedener
Hersteller (siehe Abb. ) wird durch
standardisierte Managementarchitekturen
[#!slom94!#,#!hean99a!#,#!rose94!#] ermöglicht.
Sie definieren:
Für den Austausch von Managementdaten existieren zwei verschiedene
Konzepte: Das sogenannte Pull-Modell beruht
auf dem Abfragen von Agenten durch das Managementsystem, d.h. die
Agenten liefern Managementinformation nur auf explizite Anfragen des
Managers. Geschehen diese Anfragen in wiederkehrenden zeitlichen
Intervallen, spricht man von Polling .
Demgegenüber liegt ein Push-Modell vor,
wenn Agenten ohne vorherige Aufforderung durch das Managementsystem
selbsttätig Managementinformation an den Manager senden. Dies ist der
Fall bei asynchronen Ereignismeldungen, in denen ein Agent einen (oder
mehrere) Manager über wichtige Zustandsänderungen informiert.
Zwischen diesen beiden Modellen zum Austausch von Managementdaten sind
ebenfalls Mischformen möglich, wie beispielsweise das im
Internet-Management (siehe ) verwendete
,,trap-directed polling`` . Das
Ziel ist dabei, die Reaktionszeit auf Seiten des Managers im Falle von
Zustandsänderungen bei den Agenten zu minimieren, ohne zusätzlichen
Netzverkehr durch das Setzen verkleinerter Pollingintervalle zu
erzeugen: Ein Agent sendet eine asynchrone Ereignismeldung an den
Manager, deren Aufgabe weniger darin besteht, Managementdaten zu
übertragen, als vielmehr den Manager über das Auftreten eines
außergewöhlichen Ereignisses zu benachrichtigen, der seinerseits
umgehend (d.h. früher, als eigentlich geplant) einen neuen
Pollingzyklus , jedoch mit gleichbleibenden
Intervallen, einleitet (vgl. hierzu die in [#!pemc97!#] gemachten
Ausführungen).
Sollen Managementlösungen flexibel an verschiedene Einsatzumgebungen
angepaßt werden können, müssen sowohl innerhalb der
Managementsysteme als auch der Agenten selbst die Module möglichst
frei kombinierbar sein. Dies ist notwendig, da bereits auf einem
einzigen System häufig eine Vielzahl von Anwendungskomponenten
unterschiedlicher Hersteller in ein integriertes Management
einzubinden sind. Die Module, die den Anschluß einer Komponente an
das Management liefern (sog.
Ressourcen-Module) , werden i.a. mit der zu
administrierenden Komponente mitgeliefert und stammen in der Regel
jeweils von verschiedenen Herstellern. Damit sind auch innerhalb der
Agenten Schnittstellen (sog.
Intra-Agenten-Schnittstellen)
offenzulegen, um die notwendige herstellerübergreifende Koexistenz
und Kooperation der Module eines Agenten zu erlauben. Das reibungslose
Zusammenwirken unterschiedlicher Agentenmodule innerhalb eines
Agentensystems ist eine wesentliche Grundlage für flexibel
konfigurierbare Managementlösungen. In der Literatur [#!whgu98!#]
werden Agenten, die diesen Designprinzipien folgen, als
erweiterbare Agenten (extensible
agents) bezeichnet; wir werden in
Abschnitt darauf genauer eingehen.
Auf der Seite der Managementsysteme erreicht man die geforderte Modularität durch Offenlegung der Architektur und der Programmierschnittstellen sogenannter Managementplattformen , die wesentliche Integrationsaufgaben abdecken: Sie stellen eine gemeinsame Infrastruktur und Ablaufumgebung für Managementapplikationen verschiedener Hersteller bereit und unterstützen dies durch einheitliche Darstellung, Speicherung und Verwaltung sämtlicher Managementobjekte eines Rechnernetzes, auf deren Information mit plattformeigenen graphischen Werkzeugen wie z.B. MIB-Browsern oder kommandozeilenorientierten Hilfsmitteln zugegriffen werden kann. Typischerweise verfügen Managementplattformen über mehrere Kommunikationsmodule, die den Austausch von Managementinformation über standardisierte Managementprotokolle gestatten; die Erweiterung der Plattformfunktionalität um ressourcenspezifische Dienste (wie z.B. das Management von Routern) durch sogenannte Managementapplikationen ist zwar prinzipiell möglich, da die entsprechenden Programmierschnittstellen (z.B. zur Ereignisverwaltung oder zur Topologiedatenbank) offengelegt (jedoch nicht standardisiert) und Entwicklungswerkzeuge ebenfalls im Lieferumfang enthalten sind bzw. im Rahmen einer Entwicklerlizenz erworben werden können. Die Menge an nutzbaren Schnittstellen und der Komfort der Entwicklungswerkzeuge variieren jedoch erheblich und bieten den Herstellern Möglichkeiten, um sich gegenüber Mitbewerbern abzugrenzen. Folglich basieren Managementapplikationen immer auf konkreten Plattformimplementierungen, was nicht nur den Verlust von Portabilität mit sich bringt, sondern auch das Prinzip offenen Managements konterkariert. So ist beispielsweise die Router-Managementapplikation CiscoWorks auf den Plattformen HP OpenView und IBM Tivoli TME10 NetView ablauffähig, jedoch nicht auf Cabletron SPECTRUM, obwohl der Austausch von Managementdaten in allen Fällen über dasselbe standardisierte Managementprotokoll erfolgt.
Das Netzmanagement als erste
Ausprägungsform integrierten Managements, das auf die Überwachung
und Steuerung von Netzkomponenten mit dem Ziel der Bereitstellung von
Konnektivität abstellt, hat den breiten Einsatz von
Managementplattformen begünstigt, da selbst in großen Rechnernetzen
die Anzahl der Netzkomponenten noch relativ überschaubar ist. Der
ausgesprochen hohe Kaufpreis, die Komplexität der Bedienung und die
beträchtlichen Anforderungen an die Hardware des Systems, auf dem die
Plattform läuft, haben zusätzlich dazu geführt, daß der Einsatz
von Plattformen häufig eine zentralistische Organisation des
Managements impliziert: Wenige, speziell geschulte Netzadministratoren
administrieren und überwachen das gesamte Kommunikationssystem von
einer zentralen Stelle aus. Eng damit verbunden ist auch der
Designgrundsatz, daß sämtliche ,,Managementintelligenz``, d.h. das
Problemlösungswissen und die dazugehörige
Verarbeitungsfunktionalität an zentraler Stelle vorgehalten werden
und Ressourcen lediglich managementrelevante Daten bereitstellen
sollten. Dies beruht auf der Tatsache, daß auf Netzkomponenten wie
Modems, Multiplexern, Hubs oder Bridges häufig nicht genügend
Kapazität zur Vorverarbeitung von Managementinformation vorhanden
ist. Ein charakteristisches Beispiel für eine Managementarchitektur,
der eine zentralistische Organisation des Managements zugrunde liegt,
ist das in Abschnitt besprochene Internet-Management.