Die aufgrund Punkt 1 zwingend notwendige Vorverarbeitung bzw.
Verdichtung von Managementinformation durch Agenten und die damit
verbundene Erhöhung der Verarbeitungslast kann aufgrund der
vorhandenen Systemleistung toleriert werden, was einerseits die
Managementsysteme entlastet und andererseits eine Verringerung des
Kommunikationsaufwandes zwischen Manager und Agenten bewirkt.
Außerdem bieten Endsysteme, im Gegensatz zu Netzkomponenten, aufgrund
des Vorhandenseins von Betriebssystemen eine vollständige
Laufzeitumgebung, die Managementprozessen die Zuweisung von
Ablaufprioritäten und adäquates Scheduling ermöglicht. Desweiteren
sind auf diesen Systemen häufig virtuelle Maschinen und sogar Skriptsprachen vorhanden, was die Portabilität
der Agentenbestandteile begünstigt, da diese nun als gewöhnliche
Softwaremodule vorliegen. Ferner bietet das Vorhandensein hoher
Verarbeitungsleistung die Möglichkeit, softwaretechnische Konzepte
wie Objektorientierung und Modularisierung anzuwenden, die bisher aus
Effizienzgründen noch nicht auf Agentenseite realisiert werden
konnten. Beispielweise kann der aus dem Software-Engineering bekannte
,,Componentware``-Ansatz (siehe [#!sims94!#], [#!hump95!#])
unmittelbar für die Implementierung modularer Managementagenten
genutzt werden. Die Offenlegung der Schnittstellen von
Ressourcenmodulen - also der o.a. Intra-Agenten-Schnittstellen -
bildet wiederum die Basis für Multi-Vendor-Umgebungen:
Drittherstellern eröffnen sich somit Perspektiven, von ihnen
entwickelte Managementkomponenten nahtlos in bestehende Agentensysteme
einfügen zu können. Beispiele hierfür sind die Erhöhung des
Funktionsumfangs von Agentensystemen, einerseits um Module zur
Administration neuer Ressourcenklassen (wie z.B. die Erweiterung eines
Agenten zur Überwachung von Betriebssystemparametern um
Managementdienste für Datenbanksysteme oder SAP R/3) und andererseits
zur Bereitstellung erweiterter, generischer Managementfunktionalität
(z.B. allgemeine Dienste zur Auswertung von Meßergebnissen und zur
Bildung von Zeitreihenanalysen). Wünschenswert ist in diesem
Zusammenhang, die Erweiterung der Agentensysteme um neue
Managementfunktionalität zur Laufzeit vornehmen zu können, also neue
Managementdienste an einen Agenten zu delegieren. Ein Beispiel
hierfür ist die Delegierung von umfassenden
Diagnosediensten an ein Agentensystem, nachdem dieses einen
Fehlerzustand an den Manager gemeldet hat. Wir werden in Abschnitt
einen Ansatz diskutieren, der dies leistet und diesen
in Kapitel
für unsere Belange erweitern.
Die Möglichkeit, Managementfunktionalität in verteilten Umgebungen delegieren zu können, bedingt eine Kooperation zwischen den am Managementprozeß beteiligten Systemen. Hierbei sind mehrere Kooperationsmodelle denkbar: Neben der oben angesprochenen Kooperation von Managern und Agenten ist ebenfalls die Kooperation zwischen Agentensystemen möglich; die Behandlung dieser Art von Kooperationsbeziehungen liegt jedoch außerhalb des Untersuchungsgegenstandes der vorliegenden Arbeit.
Ab einer gewissen Größe eines Rechnernetzes ist auch das
koordinierte Zusammenspiel zwischen einzelnen Managementsystemen
notwendig: Jeweils für einen Teil des Rechnernetzes zuständige
Managementsysteme tauschen Informationen mit Partnersystemen aus, um
sicherzustellen, daß die eigenen (d.h. lokalen) Betriebsziele nicht im
Gegensatz zu globalen Zielvorgaben stehen. Hierfür kann es nicht nur
aus Gründen der Ausfallsicherheit notwendig sein,
Managementfunktionalität eines Managementsystems temporär an ein
Partnersystem zu delegieren. Wir werden im weiteren Verlauf dieser
Arbeit Systeme, die diese Eigenschaften haben, als verteilte
kooperative Managementsysteme bezeichnen und in Abschnitt
einige Managementszenarien schildern, die die
Wichtigkeit der Kooperation von Managementsystemen illustrieren.
Ebenfalls wird dort aufgezeigt, daß die im vorigen Abschnitt
gemachten Ausführungen bezüglich fehlender
Managementinformation zur Administration von Managementsystemen
natürlich auch in verteilten kooperativen Umgebungen gelten. Das
wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen verteilten kooperativen
Managementsystemen und Mid-level Managern liegt darin, daß letztere
in einer festen, vordefinierten hierarchischen Struktur zum Einsatz
kommen. Erstere hingegen unterliegen rein technisch keinerlei
Hierarchien, obwohl es jederzeit durch geeignete Konfiguration
möglich ist, diese in einen hierarchischen Kontext einzuordnen.
Ein betriebliches Argument für verteiltes koopratives Management ergibt sich aus einer besseren Anpassung des Managements an die realen organisatorischen Gegebenheiten einer Unternehmung, in denen die früher starren Hierarchien oftmals einer flexibleren Matrixorganisation gewichen sind. Mit der Modularisierung und der daraus folgenden Flexibilität gelingt eine bessere Abbildung des Managements auf betriebliche Abläufe (,,Workflows``) und Geschäftsprozesse.
Die in Abschnitt vorgestellte Common Object
Request Broker Architecture (CORBA) ist eine für Managementzwecke
nutzbare Softwarearchitektur, die die Realisierung verteilten
kooperativen Managements begünstigt.