Durch die zunehmende Verbreitung vernetzter arbeitsteiliger Systeme sehen sich die Betreiber großer verteilter IV-Infrastrukturen steigenden Anforderungen an die Güte der von ihnen angebotenen Dienste ausgesetzt. Diese Situation wird durch das Vorhandensein stark heterogener Endbenutzersysteme sowie den in ihnen enthaltenen Objekten wie Anwendungsprogrammen, Betriebssystemen und Kommunikationsprotokollen noch weiter verschärft. Demgegenüber resultiert aus der hohen Konkurrenzsituation zwischen den Betreibern und dem dadurch entstehenden Kostendruck der Zwang, die Anzahl hochqualifizierten Personals zur Überwachung und Steuerung dieser interagierenden Komponenten zu reduzieren.
Der Brisanz der Situation, in der sich die Betreiber befinden, kann jedoch geeignet entgegengetreten werden, indem ihnen Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden, die die zugrundeliegende Heterogenität verschatten und es ihnen somit ermöglichen, eine einheitliche Sicht auf die verteilten Systeme zu erhalten. Standardisierte Managementarchitekturen sind ein geeignetes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Beispiele hierfür sind das ISO/OSI-Management Framework oder die Internet-Managementarchitektur (häufig auch als SNMP-Management bezeichnet), die jedoch per se nicht interoperabel sind.
Beide Architekturen haben allerdings
Gemeinsamkeiten, die unter anderem der Grund dafür sind, daß
sich bis zum heutigen Tage keine dieser beiden Alternativen
vollständig am Markt durchsetzen konnte: für die Beschreibung der zu
steuernden Ressourcen wird ein eigenständiges Informationsmodell und
damit eine spezielle Beschreibungssprache verwendet; zur Kommunikation
zwischen Managementsystem und der zu überwachenden Infrastruktur
existieren dedizierte Managementprotokolle. Die Handhabung dieser
durch das Management zusätzlich eingeführten Heterogenität erweist
sich im praktischen Betrieb jedoch oft als hinderlich und führt
insbesondere dazu, daß die Hersteller einer verteilten Anwendung und
der entsprechenden Managementapplikation nur in den seltensten Fällen
identisch sind. Die Anforderungen der Betreiber an
Managementsysteme werden daher in marktfähigen Produkten oft nur
unzureichend berücksichtigt.
Auch im Bereich der Entwicklung von Managementsystemen macht sich die
Fixierung auf eine spezielle Beschreibungsmethodik und ein
eigenständiges Managementprotokoll bemerkbar: Allgemein verfügbare
Modellierungs- und Implementierungswerkzeuge können entweder nicht
oder nur mit hohem Anpassungsaufwand eingesetzt werden, da die
Notation zur Beschreibung von Managementinformation oft nicht von den
Herstellern dieser Werkzeuge unterstützt wird.
Demgegenüber verfolgt die im Rahmen der Object Management
Architecture (OMA) von der Object Management Group (OMG)
standardisierte Common Object Request Broker Architecture
(CORBA) ([6]), die ursprünglich für verteilte objektorientierte
Programmierung konzipiert wurde, einen anderen Ansatz: man fordert,
daß eine einzige Architektur sowohl für die Entwicklung als
auch für das Management einer verteilten Anwendung verwendet
wird. Dies bedeutet, daß nicht nur die Beschreibung sowohl der
Management- als auch der Anwendungsobjekte in
einer identischen Notation (OMG IDL)
erfolgt, sondern ebenfalls Nutz- und
Managementdaten einer Applikation mit demselben Kommunikationsmittel
(einem sogenannten Object Request Broker (ORB)) übertragen
werden. Management wird somit zu einem (zweifellos wichtigen)
Teilaspekt verteilter Anwendungen.
Somit kann das gesamte Spektrum verfügbarer Werkzeuge zur
Softwareentwicklung genutzt werden, da Nutz- und Managementdaten
identisch modelliert und implementiert werden.
Konzeptionelle Untersuchungen bezüglich der Mächtigkeit des
CORBA-Objektmodells im Vergleich zu den Informationsmodellen
etablierter Managementarchitekturen haben die prinzipielle Eignung von
CORBA für das Management von Endsystemen und der auf ihnen
ablaufenden Anwendungen nachgewiesen (siehe [12]).
Einerseits sind aufgrund des geringen Alters von CORBA momentan gerade erste Implementierungen
auf dem Markt erhältlich; im Bereich des Managements sind derzeit
noch keinerlei CORBA-konforme Managementsysteme und -agenten
bekannt. Auf Seiten der Hersteller ist jedoch zunehmend die Tendenz
erkennbar, solche Werkzeuge zu entwickeln ([15], [7]).
Andererseits existiert gegenwärtig eine große Zahl an SNMP-fähigen
Managementagenten und es stellt sich daher die Frage, wie bestehender
SNMP-Agentencode nahtlos in die CORBA-Welt migriert werden kann. Ein
so entstehender CORBA-Managementagent besteht aus verteilten
kooperativen Managementobjekten, die mit Hilfe des Object Request
Brokers interagieren.
Der Beitrag präsentiert ein Vorgehensmodell zur Migration bestehenden modularen SNMP-Agentencodes in eine CORBA-Umgebung und schildert die Schritte dessen konkreter Anwendung anhand eines praxisnahen Beispiels. Seine Struktur orientiert sich an dem in Abbildung 1 skizzierten Vorgehensmodell: Abschnitt 2 beschreibt die Eigenschaften des am Lehrstuhl entwickelten SNMP-Agenten zum Management von UNIX-Workstations und den JIDM-Algorithmus (siehe 2.2) zur Umsetzung des Internet-Informationsmodells in CORBA-Objektbeschreibungen. Das Ergebnis ist ein algorithmisch erzeugtes Objektmodell, das jedoch noch verbessert werden muß, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Gründe dafür sowie die Schritte und Werkzeuge zur Optimierung des vorhandenen Objektmodells sind in Abschnitt 3 beschrieben. Hierbei ist es von großer Bedeutung, auf Werkzeuge wie CASE-Tools zurückgreifen zu können, die den zyklischen Prozeß der objektorientierten Analyse und des Designs geeignet unterstützen. Sie schaffen auch die Grundlage, um das bestehende Modell um neue Anforderungen von Seiten der Betreiber nahtlos zu erweitern. Nachdem die Modellierung abgeschlossen ist, kann die Implementierung erfolgen, die in Abschnitt 4 dargestellt wird. Hierbei hat sich bei unseren Arbeiten herausgestellt, daß die Schnittstellen zwischen den einzelnen Werkzeugen gegenwärtig noch verbesserungsbedürftig sind und man von einem reibungslosen Zusammenspiel aller am Entwicklungsprozeß beteiligten Komponenten noch etwas entfernt ist.