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Im Rahmen eines sogenannten Informationsmodells muß für jede
Architektur festgelegt werden, wie Syntax und Semantik der
auszutauschenden Managementinformation definiert werden.
Grundsätzlich muß entschieden werden, ob aus Gründen der
Interoperabilität die allgemein denkbaren Möglichkeiten
objektorientierter Spezifikationen weiter einzuschränken und zu
spezialisieren sind oder ob aus Gründen der Flexibilität des
Ansatzes darauf verzichtet werden soll. Zusätzlich ist festzulegen,
ob man es bei einem Beschreibungsrahmen belassen möchte oder auf
dieser Basis dann zur Förderung der Interoperabilität bereits
konkrete Information spezifiziert werden soll. Dabei können folgende
Eigenschaften der Modelle unterschieden werden:
- Struktur der Information: Hierzu existieren die beiden
folgenden grundsätzlich verschiedenen Alternativen.
- Der OMG-Ansatz definiert (bisher) ausschließlich eine
Schnittstellen-Beschreibungssprache, die Interface Definition
Language (IDL). Mit dieser C++-ähnlichen Sprache werden
keinerlei weitere, managementspezifische Annahmen über die Struktur
von Managementobjekten getroffen; es erfolgen keine weiteren
Einschränkungen der denkbaren Objektwelt.
- Die managementspezifischen Ansätze sind hier (vor allem aus
Gründen der Interoperabilität) sehr viel restriktiver; es werden
wesentliche Annahmen über die Struktur der Objekte gemacht. So legt
das OSI-Informationsmodell z.B. fest, daß ein Managementobjekt
durch Attribute, Aktionen und Notifikationen zu charakterisieren ist
und gibt sehr detailliert sogenannte Templates vor. Im
Internet-Management und bei DMI sind Managementobjekte nur einfache
Variable oder Tabellen, die ebenfalls über spezielle Templates
beschrieben sind.
- Datentypen: Wie bei anderen Spezifikationssprachen
sind Basis-Datentypen festzulegen, die für die
Charakterisierung der Objekte bzw. der Attribute verwendet werden
können. Die managementspezifischen Ansätze geben hier teilweise
bereits eine große Zahl an Typen vor, die für Managementzwecke
nützlich sind. Beispiele hierfür sind Zähler, Schwellwerte, Pegel
etc., die z.B. aus integer-Typen abgeleitet sind. Solche
Festlegungen fehlen beim OMG-Ansatz völlig.
- Semantik der Zugriffe: Hier ist die Frage zu klären,
welche Objektzugriffe die Architektur unterstützt. Die
managementspezifischen Ansätze legen die Semantik möglicher
Zugriffe von vornherein sehr detailliert fest. Die Basis dafür
findet man in den obigen Restriktionen der Struktur von Objekten.
Der OMG-Ansatz macht naturgemäß weniger Vorgaben an mögliche
Objektzugriffe, was seinen Grund im allgemeiner gehaltenen
Objektmodell hat. Um problemlose Interoperabilität in heterogener
Umgebung für das Management sicherzustellen, sind dann noch
weitergehende Festlegungen nötig.
- Semantik der Objekte selbst: Integriertes Management
in heterogener Umgebung ist nur dann sinnvoll möglich, wenn auch an
die Semantik der Objekte selbst Vorgaben gemacht werden. Einfache
Beispiele hierzu sind die Semantik von Statusvariablen (
operational, up etc.) und Statusübergängen (
restarting, rebooting etc.) oder die Parameter von
Ereignismeldungen (coming up, going down etc.).
Derartige Vorgaben werden i.a. durch generische, nicht
instantiierbare Objektklassen bzw. Interfaces realisiert, deren
Eigenschaften weitervererbt werden können, was Einheitlichkeit
und damit Interoperabilität fördert. In diesem Bereich ist das
grundsätzliche Vorgehen beim OSI-Management und beim OMG-Ansatz
sehr ähnlich: Im Rahmen bestimmter sogenannter Systems
Management Functions bzw. CORBA-Services
und -Facilities (siehe auch Abschnitt 2.5)
werden nicht getrennt implementierbare Dienste bzw. Funktionen
spezifiziert, sondern Vorgaben bezüglich der Semantik bestimmter
Attribute, Methoden oder Object Interfaces gemacht. Diese sollen
bei der Definition instantiierbarer Objektklassen bzw.
Interfaces ererbt bzw. importiert werden.
Internet-Management bzw. DMI liefern weniger Vorgaben. Hier
baut man eher darauf, daß Informationsspezifizierer erkennen, wenn
Gleiches schon einmal anderswo festgelegt wurde, und sich dann
entsprechend daran ausrichten.
Insgesamt liefern die Definitionen der
managementspezifischen Ansätze (vgl. Abschnitt 2.2) naturgemäß eine
Interoperabilität des Managements in heterogener Umgebung, die beim
OMG-Ansatz trotz der Arbeit von Gruppen wie der XoTGsysMan noch nicht
gegeben ist. Andererseits hat dieser Ansatz den Vorteil, daß für
ihn, weil er eben für viele andere verteilte Anwendungen ebenfalls
einsetzbar ist, zukünftig eine größere Auswahl an Entwicklungs-
bzw. Modellierungswerkzeugen als bei den anderen Architekturen zur
Verfügung stehen wird.
Eine Möglichkeit zur Kombination der Vorteile beider Ansätze könnte
darin bestehen, die weitergehenden Festlegungen der ,,klassischen``
Managementarchitekturen in OMG-IDL zu übersetzen bzw. zu übernehmen
(siehe auch Abschnitte 3.2 und 4.1).
Damit könnte man einerseits die allgemein verwendbare Infrastruktur
und die Entwicklungswerkzeuge für Managementzwecke nutzen, würde
aber andererseits die bei den spezifischen Ansätzen erreichte
Interoperabilität auch nicht aufgeben.
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