Nachdem der Benutzer dem NetzWerk-Programm den Auftrag zum Senden
einer Datei erteilt hat, erzeugt NWP einen netzweit eindeutigen
Transaktionscode, der sich aus dem Namen des Ursprungsknotens sowie einer vierstelligen Dezimalzahl, die
noch nicht für bisher an diesem Knoten initiierte Transaktionen
verwandt worden ist, zusammensetzt . Zu
beachten ist, daß der Knotenname, also eine logische Adresse
der OSI-Schicht 7 und nicht etwa eine IP-Adresse verwandt wird, da
Schicht-3-Adressen aufgrund der Heterogenität des Verbunds nicht
eingesetzt werden können: Einige NWP-Knoten verfügen über keine
IP-Adresse.
Eine wichtige Konsequenz daraus ist, daß NWP logisches Routing auf
der OSI-Schicht 7 praktiziert, um die Dateien durch das Netz zu
transferieren.
Die Wege, über die die zu übertragenden Daten laufen, sind von
vornherein festgelegt d.h. das NetzWerk-Programm verwendet statisches Routing. Jeder
NWP-Knoten besitzt eine Wegedatei im ASCII-Format mit N
Einträgen (wobei N die Gesamtzahl der Knoten des NWP-Verbunds ist),
die unter anderem die in Tabelle 4.1 gezeigten Angaben umfaßt.
WEGE- | URSPRUNGS- | ZIEL- | NÄCHSTER | WEGE- | |
NUMMER | KNOTEN | KNOTEN | KNOTEN | FORMAT | INFO |
1 | zrzvm3 | catek | malibu | V | H |
3 | titan | bmwsys | rrz1 | F | I |
... | ... | ... | ... | ... | ... |
Die Wegenummer gibt an, welche Knotensequenz eine Datei nimmt; es
können bis zu 9 verschiedene Routen von einem Ursprungs- zu einem
Zielknoten konfiguriert werden.
Die Angabe ,,Format`` enthält Information, ob der Dateiname auf dem
Zielknoten einem fixen (F) Format unterliegt (wie es der Fall bei
VM-Rechnern ist), oder ob dieses variabel
(V) gewählt werden kann (zum Beispiel bei UNIX-Systemen).
Die Wegeinformation beinhaltet Angaben, in welcher der folgenden Netzarten der Dateitransfer erfolgt:
Jedem NWP-Knoten sind also alle anderen Knoten des NWP-Verbunds bekannt, allerdings nicht die vollständige Route zu ihnen, da in der Wegedatei lediglich der benachbarte und der Zielknoten verzeichnet sind.
Nachdem der Transaktionscode erzeugt wurde, wird ihm ein Präfix, das aus zwei Buchstaben besteht, vorangestellt. Die Konkatenation aus Präfix und Transaktionscode ergibt dann einen netzweit eindeutigen Dateinamen, der auch Aufschluß über die Art der in ihm enthaltenen Daten gibt (Abbildung 4.1). Generierung eines netzweit eindeutigen Dateinamenstrcode
Insgesamt existieren fünf verschiedene Präfixe für Dateinamen, die für netzweite Dateiübertragungen relevant sind:
Die Benutzerschnittstelle, das NWP-Menü, übergibt anschließend die
zur Übertragung anstehende Datei dem Empfangsserver des Knotens, der
sie umbenennt (d.h. ihr neuer Dateiname lautet
dann DAKnotennamexxxx) und eine CS-Datei (CS
Knotennamexxxx) mit Kontrollinformation erzeugt.
Beide Dateien werden dann auf dem Ursprungsknoten im Eingabebereich
des NWP-Control Programs abgelegt.
Das Control Program ist der Hauptbestandteil von NWP und wird
im folgenden Teilabschnitt detailliert behandelt. Für die
Fortführung der Diskussion der Dateiübertragungsmechanismen im
NWP-Verbund wird das Control Program vorerst als ,,black box``
angesehen.
Nach Verarbeitung der CS- und DA-Dateien durch das Control Program
werden diese anschließend einem von mehreren sogenannten
Sendeservern übergeben. Zum Begriff ,,Server`` ist im
Zusammenhang mit NWP folgendes anzumerken:
Mit ,,Server`` ist nicht etwa das Gegenstück zu ,,Client`` in einer
Client/Server-Beziehung gemeint; ,,Server`` ist hier ein
Synonym für ,,Ablauf eines Programms``, was in unterschiedlichen
Systemwelten jeweils mit verschiedenen Begriffen umschrieben wird: In
der VM-Welt als ,,Task`` und auf UNIX-Systemen als
,,Prozeß``.
Um in der heterogenen NWP-Systemwelt konsistente
Begriffsdefinitionen zu schaffen, wurde für die genannten
Bezeichnungen der Oberbegriff ,,Server`` eingeführt.
Ein Sendeserver hat die Aufgabe, die Dateien mit Hilfe eines
systemspezifischen Kommunikationsdienstes (ftp, DECNET copy...) zum
benachbarten NWP-Knoten zu übertragen.
Bekanntlich kann man im NWP-Verbund
nicht davon ausgehen, daß die Nachbarknoten eines NWP-Knotens alle
denselben systemnahen Kommunikationsdienst verwenden. An einem
NWP-Knoten müssen daher Sendeserver für alle an den Nachbarknoten
verfügbaren Dateitransfer-Protokolle vorgehalten werden.
Nachdem der für die Übertragung ausgewählte Sendeserver die
Nutzdaten- und Kontrolldateien dem Nachbarknoten übergeben
-genauer: im Eingabebereich des Control Program des Nachbarknotens
abgelegt- hat, wartet der NWP-Knoten auf die Quittung, die von
diesem Nachbarknoten kommen muß.
Der Nachbarknoten (und alle weiteren NWP-Knoten bis hin zum
Zielknoten) vollzieht dieselbe Prozedur (Control Program ausführen,
Log-Information in Kontrolldatei schreiben, Sendeserver auswählen
und diesem die Dateien übergeben, auf Quittung warten) wie der
Ursprungsknoten, allerdings mit einer Ausnahme: Der Kontrolldateiname
hat nun das Präfix CR, weil der aktuelle Knoten nicht der
Ursprungsknoten ist.
Sind die Dateien am Zielknoten angekommen, werden die Nutzdaten (unter Beachtung der Angaben des Benutzers am Ursprungsknoten) abgespeichert und die Quittungsdatei für die gesamte Übertragung erzeugt.
Nun ist der erste Teil der Übertragung abgeschlossen und der gesamte
Vorgang kehrt sich um: Der Zielknoten ist nunmehr Startknoten; die
Quittungsdatei durchläuft denselben Weg in umgekehrter Richtung, den
die DA-Datei genommen hat; der ehemalige Ursprungsknoten ist jetzt
Zielknoten.
Bezüglich der Dateinamen ist bei der Rückübertragung der
Quittung folgendes von Bedeutung:
Die Quittungsdatei wird demnach auf der gesamten Route von einer CR-Kontrolldatei begleitet, die ihrerseits von jedem Knoten auf der Route um Log-Informationen ergänzt wird.
Sind die Quittungs- und Kontrolldateien am Ursprungsknoten eingetroffen, ist die Transaktion beendet. Abbildung 4.2 skizziert die Reihenfolge der Schritte einer Dateiübertragung mit NWP.
Bei Dateiübertragungen praktiziert das NetzWerk-Programm Teilstreckenvermittlung nach dem store-and-forward Prinzip.
Dateiübertragung mit dem NetzWerk-Programmtransfer