Implementierungsbeispiel: IBM NetView for AIX als multiarchitektureller Manager

    Wir haben in Abschnitt im Rahmen der Vorstellung von IBM Tivoli TME 10 einige Aspekte von IBM NetView vorgestellt, die insbesondere auf seine Verwendung als kooperatives Managementsystem abgestellt haben. Um die technische Grundlage für unsere in den folgenden Abschnitten beschriebene Integration zu legen, werden wir kurz die Architektur dieses Managementsystems unter funktionalen Gesichtspunkten skizzieren. Auch hierfür gilt, daß die von NetView angebotenen Dienste charakteristisch für alle am Markt verfügbaren Managementplattformen sind. Diese Dienste umfassen folgende Bereiche:

• Discovery und Polling:   Ressourcen eines Kommunikationsnetzes werden zur Laufzeit identifiziert und ihr Zustand in regelmäßigen Abständen abgefragt. Die Ergebnisse werden in der Plattformdatenbank gespeichert, um von anderen Diensten weiterverarbeitet zu werden.
• Einer dieser Dienste, der auf Zustandsinformationen angewiesen ist, ist die Topologieverwaltung . Ihre Aufgabe besteht darin, die in der Datenbank gespeicherten Ressourcen auf eine Enthaltenseinshierarchie (sog. Maps)  abzubilden, welche die hierarchische Netzstruktur geeignet repräsentiert (z.B. Endsysteme sind in Subnetzen enthalten; mehrere Subnetze bilden ein Netz; in einer Domäne sind mehrere Netze enthalten). Diese Enthaltenseinshierarchie wird an der graphischen Benutzerschnittstelle dem Administrator angeboten. Ferner wird der Zustand einer Ressource durch entsprechende farbliche Kennzeichnung seines Symbols an der graphischen Benutzerschnittstelle angezeigt. Für die Topologie von nicht auf dem Internet Protocol (IP) basierenden Ressourcen ist der sog. Generalized Topology Manager (GTM)  zuständig.
• Die Aufgabe der Ereignisverarbeitung  besteht darin, Ereignismeldungen zu empfangen und nach benutzerdefinierten Kriterien zu filtern, um diese anschließend ihrer Bedeutung entsprechend an der graphischen Benutzeroberfläche darzustellen bzw. an spezifische Managementapplikationen weiterzuleiten. NetView kann sowohl SNMP-Traps als auch CMOT-Notifications verarbeiten. Die Event Management Services (EMS) der Plattform gestatten ferner die persistente Speicherung bestimmter Ereignismeldungen. Für SNMP-Traps können weitere Aktionen wie das Ausführen von Skripten zur Automatisierung von Managementaufgaben sowie eine Kategorisierung der Ereignismeldungen erfolgen. Wir werden im weiteren Verlauf ebenfalls von der Möglichkeit Gebrauch machen, neue Arten von Traps definieren zu können.
• Die Schwellwertüberwachung  erlaubt die Definition von Maximal- bzw. Minimalwerten einzelner MIB-Variablen durch den Benutzer und sendet bei Über- bzw. Unterschreitung dieser Werte eine Ereignismeldung aus.
• Der MIB-Browser  erlaubt den Zugriff auf den vollen Umfang an Detailinformation zu den Ressourcen, die in den baumartig stukturierten MIBs vorgehalten werden. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß MIB-Browser auf das Informationsmodell jeweils einer Managementarchitektur (hier: das Internet-Informationsmodell) zugeschnitten sind; die Nutzung des NetView MIB-Browsers auch für CORBA-Objekte scheidet daher aus.
• Die Kommunikationskomponente  eines Managementsystems schließlich gestattet die Anbindung unterschiedlicher Managementprotokolle, um die Administration von Ressourcen zu gewährleisten, denen verschiedene Managementarchitekturen zugrundeliegen. Im Fall von IBM NetView besteht diese aus folgenden Komponenten:
  • Der Postmaster-Dämon  enthält sowohl einen SNMP- als auch einen CMOT-Stack und versetzt das Managementsystem somit in die Lage, Managementinformation sowohl aus OSI- als auch aus SNMP-Agenten zu verwalten.
  • Die ORS-Datenbank (Object Registration Services)  ist ein Verzeichnis von bekannten Agenten und den von ihnen verwalteten Managementobjekten. Hierbei spielt es keine Rolle, aus welcher Managementarchitektur diese stammen.

Wichtig für unseren Integrationsansatz ist die Tatsache, daß zu jedem dieser generischen Plattformdienste eine offengelegte Programmierschnittstelle existiert. Dies wird uns gestatten, einzelne Dienste unmittelbar für unsere Belange zu nutzen.