Die OSI-Managementarchitektur definiert für das Informationsmodell einen objektorientierten Ansatz [#!iso10165-1!#]. Managementobjekte (Managed Objects, MOs) beschreiben reale Ressourcen und sind Instanzen von Management-Objektklassen Managed Object Classes (MOCs) , welche die Eigenschaften einer bestimmten Klasse von Ressourcen in einer standardisierten Notation, den sogenannten Guidelines for the Definition of Managed Objects (GDMO) [#!iso10165-4!#] definieren. Eine MOC wird in der Regel als Unterklasse von einer oder mehreren Vaterklasse(n) definiert und erbt dadurch alle Eigenschaften dieser Klasse(n). Der Bildung einer Vererbungshierarchie ( Inheritance Hierarchy) liegt das Vorhandensein von Mehrfachvererbung zugrunde. Erstere ist insbesondere wichtig, um das Vorhandensein einer garantierten minimalen Grundmenge an Managementinformation für alle MOCs zu gewährleisten: Neue MOCs besitzen durch die Vererbungshierarchie bereits allgemeine Attribute und enthalten daher lediglich für diese MOC spezifische Informationen. Mehrere für das Management einer Ressourcenklasse erforderliche MOCs werden in der Management Information Base (MIB) zusammengefaßt.
Die kleinste wiederverwendbare Einheit im OSI-Management ist nicht etwa eine einzelne Managementobjektklasse, sondern zu einem sog. Package zusammengefaßte Bestandteile eines Objekts. Hierunter versteht man eine Ansammlung von Attributen, Aktionen, asynchronen Ereignismeldungen und Semantik (sog. Behaviour) , also eine sehr feingranulare Form von Managementinformation. Die Definition asynchroner Ereignismeldungen ist ebenfalls expliziter Bestandteil einer Objektklassenspezifikation. Objektklassen bestehen ihrerseits mindestens aus einem oder mehreren obligatorischen (mandatory) Packages und können weitere optionale (conditional) Packages enthalten. Dies bedeutet, daß bei Instanzen von Objektklassen sämtliche in den obligatorischen Packages spezifizierten Parameter vorhanden sein müssen, während die in den zusätzlichen optionalen Packages vorhandene Information zwischen einzelnen Instanzen derselben MOC variiert. Letzteres hängt von den in diesen Packages spezifierten Bedingungen ab. Hierdurch wird sogenanntes late binding realisiert, d.h. die von einem Managementobjekt bereitgestellte Informationsmenge wird erst zum Zeitpunkt der Instantiierung (und nicht schon bei der Übersetzungszeit) festgelegt und variiert somit zwischen Objekten, denen dieselbe Managementobjektklasse zugrundeliegt. Diese Detaileigenschaft sorgt einerseits für eine ausgesprochen hohe Flexibilität, trägt jedoch andererseits zur Komplexität des OSI-Managements bei (vgl. hierzu [#!rama98!#]).
Von den unterschiedlichen Beziehungen zwischen Objektklassen ist die Enthaltenseinsbeziehung die wichtigste, da sie die Basis für die eindeutige Namensgebung ist und zum Aufbau des Management Information Tree (MIT) benötigt wird, der in der Literatur oft auch als Enthaltenseinshierarchie ( Containment Hierarchy) bezeichnet wird. Um MOCs instantiieren zu können, spielt ihre Anordnung bezüglich der Enthaltenseinseigenschaften eine wichtige Rolle: Sie bildet die Grundlage für ein Managementsystem, um den logischen Aufbau einer Ressource, d.h. ihre Darstellung in bezug zu anderen Komponenten an der Operatorkonsole zu bestimmen. Die hierzu erforderlichen Informationen (also die Einschränkungen bezüglich der Enthaltenseinsbeziehung von Objektklassen) sind durch sogenannte Name Bindings festgelegt, die ebenfalls in GDMO spezifiziert, jedoch nicht Bestandteil der Objektklassen selbst sind. Innerhalb der Objektklassenspezifikation muß jeweils ein sog. Naming Attribute vorhanden sein, dessen Bezeichnung zusammen mit seiner Wertebelegung den Relative Distinguished Name (RDN) bildet. Die Konkatenation aller Tupel von Naming Attribut und Wertebelegung ausgehend von der Wurzel des MIT wird als Distinguished Name (DN) bezeichnet und dient der eindeutigen Referenzierung von Objektinstanzen, die im sog. Naming Tree registriert sind.