Die möglichen Ausprägungsformen heutigen SNMP-basierten Managements
sind in Abbildung dargestellt: Damit eine
SNMP-Managementplattform spezifische Parameter einer Ressource
verwalten kann, muß ihr vorher eine formale Beschreibung der
Ressource in Form einer oder mehrerer MIBs bekanntgegeben werden
(linker Teil der Grafik). Dies geschieht manuell durch den
zuständigen Administrator. Die programmtechnische Instrumentierung
der Ressourcen erfolgt gewöhnlich über eine C- bzw. C++
Programmierschnittstelle, die die gesamte Menge an
Eingriffsmöglichkeiten darstellt. Um die Unabhängigkeit von einer
konkreten Programmiersprache zu gewährleisten, wird die
Programmierschnittstelle durch MIBs repräsentiert. Diese Kapselung
der Instrumentierung kann dabei auf drei verschiedene Arten erfolgen:
Monolithischer Agent (siehe (1) in
Abbildung ): Die von SNMP-Agenten
bereitgestellte Managementinformation ist statisch, d.h. sie
bleibt während des gesamten Lebenszyklus des Agenten konstant. Dies
ist charakteristisch für Netzkomponenten wie Router, Switches oder
Hubs, die einerseits über die MIB-II sowie eine oder mehrere - zum
Teil herstellerspezifische - MIBs verfügen.
Den Anforderungen des Systemmanagements sind monolithische
Managementagenten nicht mehr gewachsen, da ein umfassendes Management
eines Endsystems (Workstation, PC) weit über das bloße Bereitstellen
von hardwarenahen Informationen hinausgeht. Vielmehr müssen
Informationen bezüglich des Betriebssystems sowie der darauf
ablaufenden Dienste (Namensdienste, Dateidienste) und Applikationen
bereitgestellt werden, die naturgemäß der hohen Dynamik von Software
unterliegen. Zwar wird der modularen Kombinierbarkeit dieser Dienste
und Anwendungen, wie im ersten Fall, durch mehrere MIBs, die
ihrerseits auf eine bestimmte Softwarekomponente zugeschnitten sind,
begegnet. Der wesentliche Unterschied erweiterbarer
Agenten ((2) in Abbildung
) zu ersteren besteht jedoch darin, daß die Menge
und Ausprägungsform der Dienste und Anwendungen eines Endsystems zur
Laufzeit des Agenten wechselt: Applikationen werden installiert bzw.
entfernt; eine Workstation übernimmt die Funktion eines Name-, File-
oder Webservers bzw. gibt diese ab. Gefordert ist daher ein
Mechanismus, der es gestattet, SNMP-Agenten zur Laufzeit um neue
Managementfunktionalität zu erweitern bzw. diese wieder zu entziehen.
Dies geschieht durch das Master- und Subagenten-Konzept, das in den
Arbeiten der Agent Extensibility Working Group
(AgentX) der IETF entwickelt wurde [#!whgu98!#],
welche die Interaktionen der SNMP-Protokollmaschine
(Master-Agent) mit gegebenenfalls mehreren
MIB-Instrumentierungen (Subagenten) spezifizieren.
Das in [#!RFC2257!#] standardisierte AgentX-Protokoll definiert neben
der Zuordnung und Weiterleitung von SNMP-Anfragen vom Master-Agenten
an einen oder mehrere Subagenten ebenfalls das dynamische Laden bzw.
Entfernen von MIB-Modulen durch das An- bzw. Abmelden von Subagenten
beim Master-Agenten zur Laufzeit. Kommunikation zwischen Subagenten
ist im AgentX-Protokoll ausgeschlossen. Mit AgentX realisierte
modulare Agenten sind für Managementapplikationen vollkommen
transparent, da diese lediglich mit dem Master-Agenten kommunizieren
und die Subagenten somit nicht in Erscheinung treten. Der
Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß sich Master- und Subagenten
jeweils auf unterschiedlichen Systemen befinden können, was jedoch in
der Praxis kaum angewandt wird.
Der Zugriff auf Ressourcen über das Desktop Management Interface
(DMI) [#!dmtf96!#], einem in
der PC- und Server-Welt verbreiteten Industriestandard der Desktop
Management Task Force (DMTF) , ist
ebenfalls über SNMP möglich (siehe (3) in Abbildung
). Die - in der Regel proprietäre -
Schnittstelle zur MIB-Instrumentierung (in der DMTF-Terminologie als
Component Interface (CI)
bezeichnet) wird durch den Service Provider (SP) gekapselt; das CI beispielsweise spezifiziert Mechanismen,
die das dynamische An- und Abmelden von Subagenten beim Master-Agenten
gestatten. An
einer offengelegten, standardisierten Schnittstelle, dem
Management Interface (MI) , wird die Managementinformation des SP
Managementapplikationen bereitgestellt, die entweder lokal oder von
entfernten Systemen (per RPC) darauf zugreifen können. Diese
Schnittstelle steht sowohl Master-Agenten als auch
Managementapplikationen (unter Umgehung des Master-Agenten) offen, um
auf die angebotene Managementinformation zuzugreifen. Die Beschreibung
der Managementinformation des MI erfolgt dabei im sog. Management
Information Format (MIF) , das große Ähnlichkeit zur Internet
SMI aufweist
und daher anhand von der
DMTF spezifizierter Abbildungsregeln problemlos in diese umgewandelt
werden kann. Auf Protokollebene wurde ein SNMP-Mapping spezifiziert,
so daß DMI-kompatible Managementagenten problemlos in SNMP-Umgebungen
integriert werden können.
Die Ziele und Konzepte von DMI, das de facto eine eigenständige Managementarchitektur darstellt, sind sowohl konzeptionell als auch hinsichtlich ihrer technischen Ausführung mit denen des Internet-Managements identisch, weshalb an dieser Stelle auf eine ausführlichere Beschreibung von DMI verzichtet wird. Die Arbeiten an DMI verliefen zeitgleich zur Weiterentwicklung von SNMPv2 und AgentX, was die Ähnlichkeit der Konzepte erklärt. Der eigentliche Nutzwert von DMI besteht aus bereits heute verfügbaren Implementierungen der DMTF-Spezifikationen für PC- und Serverkomponenten sowie der darauf laufenden Software. Demgegenüber steht die Erweiterung des Internet-Managements um MIBs für solche Ressourcenklassen (wie beispielsweise die Host Resources und die Application MIBs) erst am Anfang. Erste Ansätze werden im folgenden Abschnitt vorgestellt.
Grundsätzlich muß ein Managementsystem wissen, welche Arten von MIBs eine gegebene Ressource unterstützt. Da das Internet-Management keinerlei zu OSI oder CORBA vergleichbare Discovery-Mechanismen kennt, um dies zur Laufzeit von den Ressourcen zu erfragen, müssen die in Frage kommenden MIBs zuvor explizit dem Managementsystem bekanntgegeben werden. In der Praxis wird diesem Problem dadurch begegnet, daß eine Vielzahl standardisierter MIBs im Lieferumfang einer Managementplattform enthalten ist; bei herstellerspezifischen MIBs ist dies natürlich nicht gegeben. Diese müssen durch den Administrator explizit in die Plattformdatenbank geladen werden. Hiermit ist zwar eine Möglichkeit geschaffen, die Anzahl unterstützter MIBs eines Agentensystems dynamisch den Gegebenheiten anzupassen; eine Erweiterung der Funktionalität einzelner MIBs ist jedoch nicht vorgesehen und würde im Übrigen auch nur mit hohem Aufwand auf Seiten des Managementsystems durchführbar sein.