Der Kurzüberblick über WBEM hat aufgezeigt, daß seit Gründung der WBEM-Initiative vor knapp zwei Jahren nicht nur das Informationsmodell ausgetauscht wurde, sondern auch das Kommunikationsmodell grundlegende Modifikationen erfahren hat. Angesichts der Tatsache, daß WBEM bisher keine allgemeinen Managementdienste spezifiziert hat (d.h. bisher kein Funktionsmodell besitzt) und das Organisationsmodell dem des Internet-Managements sehr ähnlich ist, kann man davon sprechen, daß quasi die gesamte Architektur innerhalb kurzer Zeit nahezu vollständig ausgetauscht worden ist, was deren Beurteilung aufgrund des offensichtlichen Mangels an Referenzimplementierungen naturgemäß erschwert.
Der derzeit mangelnde Reifegrad von WBEM und die starke Abhängigkeit von der Vermarktungsstrategie des gegenwärtigen Marktführers im Bereich der PC-Software spiegelt sich auch an folgendem Beispiel wider: Während die Vorversion des Microsoft WBEM Software Development Kits, der bisher einzigen WBEM-Entwicklungsumgebung, noch die Möglichkeit vorsah, in Java programmierte Software zu unterstützen, wurde dies in der Endfassung der ersten Version wieder zurückgezogen. Dies mag zwar aus vermarktungspolitischen Gründen zur Abschottung bestehender Marktsegmente einsichtig erscheinen; der Offenheit von WBEM ist dies jedoch abträglich. Ferner zeigen solche Schritte die Abhängigkeit der WBEM-Strategie von den individuellen Zielen der Mitglieder des WBEM-Konsortiums auf. Angesichts der gravierenden Richtungsänderungen, die diese Architektur innerhalb sehr kurzer Zeit erfahren hat, gestalten sich Prognosen über die zukünftige Entwicklung von WBEM als ausgesprochen schwierig.
Angesichts dieser Randbedingungen erscheint die Positionierung von WBEM als Architektur für das Enterprise Management nicht gerechtfertigt, da der geringe Reifezustand sowie das Fehlen einer nachvollziehbaren technischen Vision gegen einen unternehmensweiten Einsatz von WBEM sprechen.