Hinsichtlich der Beziehungen zwischen Klassen weist die erste Version
der Objektmodells dieselben Defizite auf, wie die SNMP-MIB: Es ist
keinerlei Vererbungshierarchie vorhanden; Containment-Hierarchien sind
nur ansatzweise vorhanden. Ein Grundgedanke des objektorientierten
Paradigmas ist es jedoch, die reale Welt, d.h. die einzelnen Objekte
sowie ihre Beziehungen zueinander, möglichst gut abzubilden.
Die Einführung einer Vererbungshierarchie ist ein Modell für den
Sachverhalt, daß eine Systemkomponente eine Spezialisierung einer anderen
ist. So ist z.B. ein Mikroprozessor eine Spezialisierung eines Gerätes
(Device).
Zur Wurzel des Enthaltenseins- oder Containment-Baumes wurde
die Klasse System bestimmt. Dies entspricht auch der Realität: Ein
(End-)System ist diejenige Hauptkomponente, die andere Teilkomponenten
enthält. Dabei sollten Enthaltenseinsbeziehungen der Objektklasse System
mit möglichst spezialisierten Klassen bestehen, also Klassen, die sich im
Vererbungsbaum ,,unten`` befinden. Damit können die einzelnen Beziehungen
individuell gestaltet werden: So benötigt ein System mindestens einen
Prozessor (hier also eine 1:n-Beziehung mit n1), jedoch kann es
beliebig viele permanentStorageDevices besitzen (in diesem Fall eine
1:n-Beziehung mit n0). Ein Drucker wiederum ist kein unmittelbarer
Bestandteil eines Systems (im Sinne einer Workstation), sondern ein
Peripheriegerät. Hier besteht also keine Aggregationsbeziehung,
sondern eine einfache 1:n-Beziehung mit n0. Wäre die Beziehung
zwischen System und ,,höher`` liegenden Klassen modelliert worden, so
wäre eine individuelle Gestaltung nicht möglich gewesen, da jede
Subklasse dieselbe Beziehung zu System wie die entsprechende
Oberklasse gehabt hätte. Abbildung 4 gibt einen
Überblick über die Beziehungsstruktur eines Teils des optimierten
Objektmodells.
Eine weitere Besonderheit findet sich in der Beziehung zwischen den
Klassen Filesystem und Account (vormals die
User-Klasse). Die Klasse Account enthielt in der SNMP-MIB
Attribute, die benutzerspezifische Quoten für Betriebsmittel wie zum Beispiel
Plattenplatz darstellen. Dies war semantisch eigentlich
nicht korrekt, da eine Quota keine Eigenschaft eines Benutzers ist,
sondern eine Eigenschaft der Beziehung zwischen einem Benutzer und
einem Dateisystem. Aus diesem Grunde wurden die entsprechenden
Attribute ausgelagert und unter der Assoziationsklasse
Quota zusammengefaßt. Abbildung 5
veranschaulicht dies.