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Nachdem im vorigen Abschnitt beschrieben wurde, wie die
Managementinformation
bei der Integration des Internet-Managements in die OSI-Architektur
abgebildet werden soll, folgt in diesem Kapitel eine Diskussion, wie diese
Managementinformation ausgetauscht werden kann. Dazu müssen die
Kommunikationsmodelle aufeinander abgebildet werden. Die Aufgabe eines Gateways,
es einem OSI-Manager zu ermöglichen, SNMP-Agenten zu managen, kann erst
erfüllt werden, wenn beide Abbildungen spezifiziert und ausgeführt
wurden.
Im Internet-Kommunikationsmodell wird das SNMP-Protokoll definiert. Es
existieren dabei die PDUs GetRequest, GetNextRequest, GetBulk und
SetRequest für die Kommunikation eines SNMP-Managers mit einem
SNMP-Agenten. Der Agent empfängt diese PDUs, bearbeitet sie und schickt eine
GetResponse-PDU zurück. Weiterhin kann der Agent Ereignisse mittels Traps
unaufgefordert dem Manager mitteilen. Da SNMP auf dem Internet-Protokoll
UDP (datagramm-orientiert) basiert, handelt es sich um eine unbestätigte
Kommunikation.
Dagegen basiert das Kommunikationsmodell für das schichtenübergreifende
Management der OSI-Architektur auf dem CMIP-Protokoll. Einem
OSI-Manager stehen für die Kommunikation mit einem OSI-Agenten folgende
PDUs zur Verfügung: m-Get, m-Set, m-Create, m-Delete, m-Action und m-GetCancel.
Eine Instanz einer Managementobjekt-Klasse in einer MIB eines OSI-Agenten kann
Ereignisse mit Hilfe von m-EventReport PDUs an den OSI-Manager schicken.
Die Kommunikation kann dabei allgemein sowohl bestätigt, als auch unbestätigt
erfolgen. Einige dieser PDUs erlauben zusätzlich das Übertragen von Scopes
und Filtern (m-Get, m-Set, m-Action, m-Delete). Auch kann in diesen PDUs eine Synchronisationsbedingung
übermittelt werden.
Für den Austausch von Managementinformation zwischen diesen beiden Architekturen
bedarf es einer Protokollkonvertierung, die vom Gateway durchzuführen ist. Diese
Übersetzung beruht auf folgenden Schritten:
- Die vom OSI-Manager abgeschickten PDUs müssen empfangen,
entschlüsselt und verarbeitet werden.
- Diese Verarbeitung der CMIP-Requests kann einerseits dadurch erfolgen,
daß im Gateway selbst Aktionen ausgeführt bzw. Informationen gelesen werden.
Andererseits kann ein CMIP-Request auch SNMP-PDUs auslösen, um vom
SNMP-Agenten Informationen zu erhalten bzw. Aktionen im Agenten auszulösen.
Es sind sicherlich auch CMIP-Requests denkbar, zu deren Bearbeitung beides
notwendig ist.
- Bei der Bearbeitung müssen eventuell vorhandene Scopes, Filter oder
Synchronisationsbedingungen beachtet und ausgeführt werden.
- Nach der Bearbeitung eines CMIP-Requests werden die Ergebnisse in
Response-PDUs verpackt und zum Manager zurückgeschickt.
- Die vom SNMP-Agenten ausgelösten Ereignismeldungen (Traps) müssen vom
Gateway in OSI-Notifikationen übersetzt und zu den entsprechenden EFDs (Event
Forwarding Discriminator) weitergeleitet werden. Diese übernehmen schließlich
den Transport zu den jeweiligen OSI-Managern.
Diese Bearbeitungsschritte lassen eine weitere Hierarchie erkennen, die in
[AbClHo93]
,,Management-Informationshierarchie`` genannt wird. In dieser
Management-Informationshierarchie wird die Managementinformation in den
Blättern der Hierarchie gesammelt und zu einem gewissen Grad an die höheren
Hierarchiestufen weitergeleitet. Auf diese, hier existierende
Management-Hierarchie mit dem OSI-Manager, dem Gateway und dem SNMP-Agent
können zwei verschiedene Management-Informationshierarchien gefunden
werden, je nachdem, wie das Gateway die Managementinformationen verwaltet:
- Zustandslose (stateless) Komponenten speichern keine
Managementinformationen. Es werden stattdessen alle von einer höheren
Informationshierarchiestufe angeforderten Informationen direkt aus einer
darunterliegenden Informationshierarchiestufe abgefragt. Für ein stateless CMIP/SNMP
Gateway bedeuted dies, daß jede ankommende CMIP-PDU auf eine oder mehrere
SNMP-PDU(s) abgebildet wird. Die SNMP-Response(s) wird (werden)
anschließend mittels einer oder mehrerer CMIP-Response-PDU(s)
zurückgeschickt. Ebenso werden SNMP-Traps auf EventReport von speziellen
Instanzen von Managementobjekten abgebildet. Das Gateway speichert keine
Managementinformationen aus den MIBs der SNMP-Agenten.
- Zustandsbehaftete (stateful) Komponenten speichern die Informationen
einer unteren Informationshierarchie. Für ein stateful CMIP/SNMP Gateway bedeutet
dies, daß die Internet-MIBs der SNMP-Agenten komplett oder nur teilweise in
einer lokalen Gateway-MIB repliziert werden müssen. Die ankommenden CMIP-PDUs
werden nun direkt auf der lokalen Gateway-MIB bearbeitet. Die
Informationen in dieser replizierten Gateway-MIB sollen möglichst aktuell
sein, wobei temporäre Inkonsistenzen aber unvermeidbar sind.
SNMP-Operationen werden nur zur Konsistenzsicherung der lokalen Gateway-MIB
benötigt.
Die Vor- und Nachteile der beiden Lösungen in Bezug auf die Performance sind
offensichtlich : Je mehr statisch die Managementinformation ist, um so besser
ist das stateful Gateway geeignet, denn die Konsistenzsicherung bedarf keiner
oder nur weniger Kosten. Ist dagegen die Information dynamisch, wird ein
stateless Gateway vorzuziehen sein.
Die Vorteile eines stateful Gateways liegen unter anderem darin, daß Scoping
und Filtering direkt in der lokalen MIB ausgeführt werden können und nicht
simuliert werden müssen, so wie bei einem stateless Gateway. Dort werden alle
ankommenden CMIP-Request direkt in SNMP-PDUs umgewandelt,
unter Berücksichtigung und Auflösung von Scopes und Filtern (siehe
4.4.1). Der Preis für diese Vereinfachung im stateful Gateway
(siehe 4.4.2)
wird aber mit hohen Kosten bezahlt, denn es werden komplexe Algorithmen für
das Replizieren der SNMP-MIBs notwendig. Dazu muß ein Caching-Mechanismus
implementiert werden, der sicherstellt, daß die Informationen in der lokalen
Gateway-MIB möglichst konsistent mit den realen Ressourcen in den
SNMP-Agenten sind, die sie ja repräsentieren.
Ein optimales, idealisiertes Gateway würde ein Kompromiß eingehen, der die
Vorteile jeder Lösung integriert und die Nachteile vermeidet: für dynamische
Managementinformation würde es sich wie ein stateless Gateway, für statische
Managementinformation würde es sich wie ein stateful Gateway verhalten. Dazu
ist es aber notwendig, daß das Gateway Wissen über das Verhalten der
Managementinformation besitzt. Dieses Wissen ist aber nicht in der MIB
gespeichert, muß also auf andere Weise beschafft werden.
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