Wir haben in diesem Abschnitt die technischen Eigenschaften vorgestellt, die es CORBA gestatten, neben ihrem Hauptanwendungsgebiet als Architektur für verteilte objektorientierte Programmierung ebenfalls für das integrierte Management eingesetzt zu werden. CORBA spielt zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine führende Rolle als Middleware-Architektur und hat dort das Distributed Computing Environment (DCE) weitgehend abgelöst. Die Tatsache, daß die Object Management Group mit über 800 Mitgliedsorganisationen zahlenmäßig das weltweit größte Konsortium in der Computerindustrie ist, verdeutlicht die gute Akzeptanz dieser Architektur am Markt.
Während die ehemals mangelnde Akzeptanz von CORBA sowohl an einem unzureichenden Vorhandensein unbedingt notwendiger Dienste als auch an der geringen Verfügbarkeit tragfähiger Implementierungen lag, so ergibt sich nunmehr ein anderes Bild: Die grundlegenden Standards sind seit einiger Zeit stabil; für die Praxis wesentliche Dienste wie die Interoperabilität zwischen ORB-Implementierungen, Sicherheit, Ereignisverwaltung und Namensgebung liegen ebenfalls seit mehr als einem Jahr in endgültiger Form vor. Der noch vor wenigen Jahren mangelhafte Reifegrad der CORBA-Entwicklungsumgebungen hat inzwischen dank der kontinuierlichen Verbesserungen von Seiten der Hersteller zu Systemen geführt, die selbst für unternehmenskritische Anwendungen eingesetzt werden (vgl. hierzu [#!lllm96!#], [#!gome98!#]).
Die Auffassung des Managements als verteilte Anwendung führt zu der Erkenntnis, daß es sinnvoll und aussichtsreich ist, CORBA auch als Managementarchitektur zu verwenden, selbst wenn diese Architektur zur Zeit noch nicht den Funktionsumfang ,,klassischer`` Managementarchitekturen (wie das OSI-Management) erreicht. Einige managementspezifische Dienste sind jedoch bereits standardisiert und die Aktivitäten der Telecom DTF lassen erkennen, daß in naher Zukunft weitere Dienste hinzukommen. Die Tatsache, daß bisher von den standardisierten Diensten erst sehr wenige Implementierungen kommerziell erhältlich sind, erscheint als ein mit der Zeit lösbares Problem.