Es ist deutlich erkennbar, daß das OSI-Management sehr
leistungsfähige Mechanismen bietet, die vollständig
ereignisgesteuertes Management bei einem hohen Verteilungsgrad
ermöglichen. Nicht zuletzt deswegen hat es sich in Umgebungen, die
eine sehr große Anzahl von Ressourcen umfassen, durchgesetzt. Dies
wird durch die Verwendung des OSI-Managements in TMN unterstrichen, da
man es gerade im Bereich der Telekommunikation mit sehr großen und
komplexen Systemen zu tun hat, die häufig von unterschiedlichen
Betreibern überwacht und gesteuert werden müssen. Die Notwendigkeit
der Kommunikation zwischen Managementsystemen (evtl. unterschiedlicher
Betreiberorganisationen) spiegelt sich daher explizit im Vorhandensein
des x-Referenzpunkts wider. Ebenfalls sind mit den Q-Adapter
Functions Übergänge von TMN in andere Architekturwelten vorgesehen.
TMN kann somit als eine zeitgemäße Fortführung des OSI-Managements
aufgefaßt werden und wird durch einige Hersteller von
Managementsystemen unterstützt. Der hohen Zahl an standardisierten
Managementdiensten steht in der Praxis jedoch lediglich eine
verhältnismäßig geringe Menge an tatsächlich implementierter
Managementfunktionalität entgegen: Gegenwärtige OSI-basierte
Managementsysteme wie die in Kapitel besprochene
IBM NetView TMN Support Facility oder OpenView Telecom
von Hewlett-Packard implementieren meist nur die unbedingt notwendigen
(oft weniger als ein halbes Dutzend, d.h. knapp ein Viertel der
tatsächlich vorhandenen) Managementdienste. Nichtsdestoweniger dient
die OSI-Managementarchitektur häufig als Vergleichsmaßstab für
andere Managementarchitekturen.
Die hohe Flexibilität und die zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten der generischen Managementdienste, die sich bereits aus der obigen Beschreibung weniger Managementdienste deutlich abzeichnet, bedingen im praktischen Einsatz nicht nur eine tiefgreifende Analyse, welche Managementdaten man erhalten möchte, sondern erfordern insbesondere eine aufwendige Anpassung ( Customizing) an die spezifischen Gegebenheiten des Betreibers. Dieser Aufwand erscheint für das Management kleinerer Kommunikationssysteme in Unternehmen oft zu hoch, weshalb sich das OSI-Management im Bereich unternehmensweiter Datennetze nicht durchgesetzt hat.
Ein weiteres Problem für die Entwickler von OSI/TMN-Systemen war bis vor
kurzem, daß die in OSI gebräuchliche GDMO-Notation lediglich auf
Konstrukte der Programmiersprache C abgebildet werden konnte: Diese
Abbildungsvorschriften waren Bestandteil der X/Open OSI-Abstract-Data
Manipulation API (XOM) Spezifikation [#!xopen91!#]. Auch für
das Managementprotokoll CMIP stand mit dem X/Open Management
Protocol (XMP) [#!xopen92a!#] ausschließlich eine
C-Programmierschnittstelle zur Verfügung, die aufgrund ihrer
Komplexität einen zweifelhaften Ruf hatte. Dies hat sich in
jüngster Zeit mit dem Vorhandensein der TMN/C++ API [#!ccsh97!#]
geändert, die eine komfortable Entwicklungsumgebung für
C++-basierte Managementapplikationen bereitstellt und im Rahmen der
OMNIPoint-Initiative des Network Management Forums
([#!nmf93!#], [#!murr93!#]) entwickelt wurde. Wir werden darauf in Abschnitt
detailliert eingehen.