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Das Telecommunication Information Networking Architecture
Consortium (TINA-C) wurde 1993 durch zahlreiche
Telekommunikationsunternehmen mit dem Ziel ins Leben gerufen, eine
Software-Architektur zu entwickeln, die die schnelle und flexible
Einführung von neuen Telekommunikationsdiensten erlaubt. Ein
weiterer, wesentlicher Aspekt von TINA umfaßt das integrierte
Management dieser Dienste sowie der Kommunikationsnetze, innerhalb
derer diese Dienste vorhanden sind. Hierbei soll von der
Transportinfrastruktur abstrahiert werden, um unabhängig von den
Übertragungstechnologien und -komponenten zu sein. Diese
Unabhängigkeit wird durch die Einführung einer Middleware, dem sog.
Distributed Processing Environment (DPE) , realisiert, die die
transparente Interaktion von Softwarekomponenten über Domänengrenzen
erlaubt. Ein natürlicher, aber nicht ausschließlicher DPE-Kandidat
ist CORBA, das aufgrund seines Potentials und seiner Verbreitung vom
TINA-Konsortium favorisiert wird [#!ptbh98!#]. TINA kann als eine
Spezialisierung des RM-ODP für die Telekommunikation aufgefaßt
werden, die beispielsweise im Rahmen der Binding Architecture
Mechanismen für den Aufbau und die Administration von
Kommunikationsverbindungen bereitstellt.
TINA unterscheidet zwei Arten von Diensten, einerseits
Nutzdienste bzw. Telekommunikationsdienste, die dem Kunden oder
Endanwender zur Verfügung stehen (z.B. flexible Gebührenaufteilung
zwischen Anrufer und Gegenstelle, gebührenfreie Anrufe usw.) und
andererseits Dienste, welche Betrieb, Administration und Wartung der
Nutzdienste gestatten, also Managementdienste. Analog zu
CORBA sind auch hier die Mechanismen identisch, mit denen
Telekommunikations- und Managementdienste entworfen, spezifiziert,
implementiert und angeboten werden. Ein
wesentlicher Aspekt besteht darin, daß TINA für die Bereitstellung
von Telekommunikationsdiensten eine ganzheitliche Betrachtungsweise
verfolgt: Ausgehend von einem Enterprise Model eines Dienstes,
das die Aktoren sowie deren Beziehungen zueinander definiert, werden
die Sichtweisen auf einen solchen Dienst anhand der weiteren RM-ODP
Viewpoints beschrieben, um so zu einer den Anforderungen
entsprechenden Implementierung zu gelangen.
Aufgrund ihres geringen Alters konnte bei der Festlegung von TINA auf
Konzepte zurückgegriffen werden, die bereits in TMN (siehe Abschnitt
), ODP (siehe Abschnitt ) sowie den
Intelligenten Netzen [#!mapo96!#] enthalten
sind (vgl. auch [#!hama97!#]). Die TINA-Gesamtarchitektur setzt sich
aus den folgenden vier Teilarchitekturen zusammen und ist ausführlich
in der Dokumentation beschrieben, welche zum Abschluß des
Forschungsvorhabens im Dezember 1997 publiziert
wurde:
- Die Computing Architecture
legt diejenigen Methoden fest, mit denen TINA-konforme Applikationen
unabhängig von einer konkreten Vermittlungstechnologie modelliert,
spezifiziert und implementiert werden. Dies geschieht durch
Rückgriff auf die Information, Computational und
Engineering Viewpoints des RM-ODP, mit denen die
Eigenschaften des DPE festgelegt werden.
- Innerhalb der Service Architecture werden Konzepte und
Prinzipien definiert, die für Spezifikation, Analyse,
Wiederverwendbarkeit, Design und Betrieb von
Telekommunikations-Softwarekomponenten relevant sind.
- Ziel der Network Resource Architecture ist die generische, technologieunabhängige
Beschreibung von Kommunikationsnetzen und deren
Elementen. Diese
generischen Objektklassen stammen zum überwiegenden Teil aus dem
Objektkatalog der OSI/TMN-Architektur [#!itum3100!#], der als Basis
der Vererbungshierarchie für elementspezifische Klassen dient. Das
Network Resource Information Model (NRIM) [#!nata98!#]
beinhaltet somit neben MOCs für das Verbindungsmanagement ebenfalls
Managementinformation zur Konfiguration von Ressourcen sowie zur
Identifikation und Beseitigung von Fehlern [#!fkww95!#].
- Die Management Architecture spielt bei TINA eine
Querschnittsrolle, d.h. jede der vorgenannten Teilarchitekturen ist
selbst für die Überwachung und Steuerung derjenigen Ressourcen
verantwortlich, die in ihrem Umfeld liegen. Somit fällt der
TINA-Managementarchitektur die Aufgabe zu, Prinzipien, Modelle und
Mechanismen sowohl auf der Grundlage der TINA-Modelle zu den
Information und Computational Viewpoints zu definieren, als auch
bereits existierende Management-Informationsmodelle (z.B. das
OSI/TMN-Management) zu nutzen. Die TINA-Managementaktivitäten
werden ferner unterteilt in:
- Computing Management, welches einerseits auf die Aspekte
des klassischen Systemmanagements abstellt und die Überwachung und
Steuerung derjenigen Systeme, Kommunikationsplattformen und
Transportmechanismen zum Ziel hat, auf denen die TINA-Applikationen
aufsetzen. Dieser Teilaspekt wird im Kontext von TINA auch als
Infrastruktur-Management bezeichnet.
Andererseits befaßt sich TINA unter dem Begriff
Software-Management ebenfalls mit Anwendungsmanagement.
Hierunter fallen Tätigkeiten wie die Installation, Konfiguration,
Aktivierung und Deinstallation von Softwarekomponenten, aus denen
verteilte Anwendungen bestehen.
- Telecommunications Management umfaßt die Überwachung
und Steuerung von Telekommunikationsdiensten sowie derjenigen
Dienste, die für das Management dieser Dienste zum Einsatz kommen.
Unter diese Managementkategorie fällt ebenfalls das Management der
Telekommunikationsnetze.
Das Ziel von TINA besteht besteht langfristig in der Ablösung von
TMN [#!proz97!#]. Ein Forschungsvorhaben, das sich mit der Schaffung eines
Migrationspfades von TMN zu TINA befaßt, wird in Abschnitt
vorgestellt.
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Copyright Munich Network Management Team