Die beiden in Abschnitt beschriebenen
Alternativen der Anbindung eines ORBs an eine Managementplattform
haben durch die Heterogenität der Informationsmodelle die
Einschränkung, daß auf Managementobjekten einer Protokolldomäne nur
diejenigen Funktionen anwendbar sind, die das entsprechende Protokoll
erlaubt; Scoping und Filtering, essentieller
Bestandteil des OSI-Modells, kann weder für das Management von SNMP-
noch von CORBA-Ressourcen verwendet werden. Ein anderer Aspekt, der
aufzeigt, daß dieser Integrationsansatz niemals nahtlos sein kann,
ist die Tatsache, daß zahlreiche Werkzeuge und Applikationen, die mit
der Plattform mitgeliefert werden, explizit auf eine bestimmte
Architektur zugeschnitten sind: Ein MIB-Browser, der auf SNMP
zugeschnitten ist, kann nicht die Attributwerte von CORBA- oder
OSI-konformen MOs anzeigen. Die Möglichkeit, jeweils auf andere
Architekturen zugeschnittene Werkzeuge mit ähnlichem Funktionsumfang
in die Plattformoberfläche zu integrieren, kann dabei nicht über den
Verlust an Transparenz hinwegtäuschen. Es sei an dieser Stelle
nochmals erwähnt, daß die Ausführungen, die sich hier am konkreten
Produkt NetView orientieren, prototypischer Art für diese Klasse von
Integration ist und folglich keine Unzulänglichkeiten des von uns
gewählten Produkts sind.
Ein weiterer prinzipieller Gesichtspunkt, der die Problematik dieses
Integrationsansatzes für offenes integriertes Enterprise Management
verdeutlicht, besteht darin, daß auch im Falle einer geglückten
Integration bereits auf oberster Ebene der Topologiehierarchie
zwischen den zugrundeliegenden Managementarchitekturen unterschieden
wird: Man findet, wie es in Abbildung
dargestellt ist, für jede Architektur (OSI/TMN, SNMP, CORBA)
mindestens ein Symbol, unter dem dann die Ressourcen zu finden sind, die
über diese Architektur verwaltet werden können. Genau dies sollte
eigentlich verhindert werden, da man dem Betreiber die Anordnung MOs
gemäß seiner Betriebsziele (d.h. nach organisatorischen oder
geographischen Kriterien) ermöglichen möchte. Das Problem des
Fortlebens unterschiedlicher Architekturen unter einer gemeinsamen
Oberfläche bleibt bei diesem Integrationsansatz bestehen.
Wie bereits in Abschnitt eingehend begründet
wurde, ist ein weiteres Problem bei der Implementierung
multiarchitektureller Plattformen - nämlich die Abhängigkeit von
bestehenden Plattformimplementierungen - inhärent mit diesem
Integrationsansatz verbunden: Die Nutzung dieser produktspezifischen
und nicht standardisierten Funktionen ist daher häufig nicht nur von
Produkten abhängig, sondern auch in hohem Maße von Modifikationen
dieser APIs durch den Hersteller.
Nichtsdestoweniger haben wir mit unserer Integration die Basis
geschaffen, um trotz des gegenwärtigen Nichtvorhandenseins offener
CORBA-Plattformen eine solche zu realisieren. Somit sind wir in der
Lage, für die in Kapitel vorgestellten
Agenten eine CORBA-Managementumgebung zu schaffen. Gleichzeitig können wir die
Vielfalt an bereits vorhandenen Plattformdiensten als einen
temporären Ersatz für in der Standardisierung befindliche
CORBA-Dienste ansehen und zur Lösung unseres Integrationsproblems
einsetzen.