Bevor wir den Nutzen und die Anwendbarkeit dieses Integrationsansatzes untersuchen, müssen wir zunächst diesen Begriff gegenüber einem auf den ersten Blick damit verwandten Konzept abgrenzen, nämlich dem des Proxy-Agenten .
Die grundlegenden Architekturkonzepte von Managementagenten haben wir
in Abschnitt vorgestellt: Die Instrumentierung von
Ressourcen erfolgt generell in Form sog. Ressourcen-Module, deren
Schnittstellen in einer gewöhnlichen Programmiersprache (zumeist C
oder C++) vorliegen. Die Managementinstrumentierung dieser
Ressourcen-Module erfolgt durch Protokoll-Module, die einerseits eine
Instanz der Protokollmaschine enthalten, andererseits die MIB-Struktur
der administrierten Ressourcen verwalten, um die korrekte Adressierung
der Managementinformation zu gewährleisten. Die Schnittstelle
zwischen Ressourcen- und Protokoll-Modulen haben wir als
Intra-Agenten-Schnittstelle bezeichnet. Ein multiarchitektureller
Agent verfügt über mehrere Protokoll-Module zu jeweils
einem Ressourcen-Modul, d.h. es erfolgt stets eine Abbildung an
der Intra-Agenten-Schnittstelle .
Grundsätzlich wird dabei immer die interne (proprietäre)
Instrumentierung auf eine offene Managementarchitektur abgebildet.
Demgegenüber besteht die Aufgabe eines Proxy-Agenten darin, einen
eigenständigen, d.h. bereits mit einem (ggf. offengelegten)
Protokoll-Modul versehenen Agenten in einen
fremden Managementkontext einzubinden. Der Agent kommuniziert
demzufolge mit dem Proxy-Agenten über eine
Inter-Agenten-Schnittstelle (siehe auch Abbildung ).
Im Gegensatz zum multiarchitekturellen Agenten kann ein Proxy-Agent
insofern als Spezialfall eines Management-Gateways angesehen sehen,
als ein Proxy-Agent jeweils in einer 1:1-Beziehung mit dem zu
integrierenden Agenten steht; beim Gateway ist dies jedoch
üblicherweise eine 1:n-Beziehung.
Die praktische Durchführbarkeit des Integrationsansatzes auf der
Basis multiarchitektureller Agenten hängt maßgeblich von der Art der
Ressourcen ab: Offensichtlich besteht bei preiswerten Netzkomponenten,
in denen sich der vollständige Agent bereits in der Firmware des
Gerätes befindet, keinerlei Möglichkeit, eine unserer Definition des
multiarchitekturellen Agenten genügende Integration vorzunehmen.
Bessere Chancen für diesen Ansatz bestehen dagegen bei
Ressourcenklassen, die (System-)Dienste oder Softwarekomponenten
darstellen. Hier kann die jeweilige Programmierschnittstelle als
Vereinigungsmenge der Ressourcenmodule aufgefaßt werden, auf die die
entsprechende Managementinstrumentierung aufgesetzt werden kann. Als
charakteristische Beispiele für derartige
Managementinstrumentierungen gelten die in Abschnitt
vorgestellten Host Resources bzw. Application MIBs der IETF, welche
die benötigte Managementinformation zum Teil anhand von
Betriebssystemaufrufen ermitteln.
Die besten Realisierungsmöglichkeiten für eine effiziente
Managementinstrumentierung sind naturgemäß dann gegeben, wenn die
Ressourcen-Module im Quelltext vorliegen, was jedoch nur in den
seltensten Fällen gegeben ist. Der Integrationsansatz des
multiarchitekturellen Agenten bietet sich daher insbesondere für die
Hersteller von Systemen bzw. Anwendungen an, die so auf einer
gegebenen Instrumentierung parallel mehrere Managementarchitekturen
unterstützen. Abbildung stellt dies graphisch
dar.
Für das von uns betrachtete Anwendungsszenario geht es nun darum, bestehende SNMP-Agenten unter den folgenden Randbedingungen um eine CORBA-konforme Zugriffsmöglichkeit zu erweitern: Es ist wünschenswert, daß die Vorgaben an die Managementinstrumentierung hinsichtlich der bereits unterstützten Architektur auch für das Design der neu zu unterstützenden Managementarchitektur möglichst umfassend übernommen werden können. Dies würde eine signifikante Vereinfachung für die Entwicklung der neuen Managementinstrumentierung bedeuten, da man so bereits auf einer Grundmenge an Managementinformation aufsetzen könnte. Idealerweise sollte das Verfahren zur Transformation der Managementinstrumentierung offengelegt (d.h. standardisiert) und auf möglichst alle Ressourcenklassen universell anwendbar sein (d.h. es sollte effektiv sein). Ferner sollte die Spezifizität einer Managementarchitektur in bezug auf ihre Leistungscharakteristika zum Tragen kommen, wie zum Beispiel besonders performante Abfragemechanismen oder ein übersichtliches Design (d.h. das Verfahren zur Abbildung sollte zusätzlich effizient sein).
Im Grunde genommen geht es also hier um die Frage der
allgemeingültigen Abbildbarkeit von Management-Informationsmodellen,
da in ihnen die Struktur der Managementinstrumentierung
festgeschrieben wird. Wir werden im nächsten Abschnitt im Rahmen der
Management-Gateways demonstrieren, daß solche generischen
Abbildungsvorschriften existieren, die eine effektive
Umsetzung der Management-Informationsmodelle leisten. Andererseits
werden wir auch feststellen, daß diese Umsetzung oft nicht
effizient ist, da die bereits in Kapitel
analysierten Unterschiede zwischen den Management-Informationsmodellen
tiefgreifend sind. Um trotz der vorhandenen Unterschiede eine
effiziente Transformation zwischen unterschiedlichen
Informationsmodellen vornehmen zu können, haben wir im Zuge unserer
Untersuchungen ein Verfahren entwickelt, das dies leistet. Wir werden
es in Abschnitt
vorstellen.