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Zusätzlich zu den im vorigen Abschnitt beschriebenen
grundsätzlichen Aspekten ergeben sich aufgrund der hohen
Anforderungen an das Management weitere Bedingungen, denen eine
Managementarchitektur genügen muß, um als Basis für das
Enterprise Management zu dienen. Diese sind nachstehend aufgeführt:
- 1.
- Der zuverlässige Datentransfer zwischen
Managementsystemen: Die zwischen Managerinstanzen ausgetauschten
Nachrichten sind, wie das Szenario in Abschnitt
aufzeigt, aufgrund ihrer hohen
Informationsdichte von großer Wichtigkeit. Es muß daher
gewährleistet sein, daß nicht nur Mechanismen zur
Manager-to-Manager Kommunikation bestehen, sondern asynchrone
Ereignismeldungen von einem Managementsystem zu einer Partnerinstanz
auch zuverlässig ihr Ziel erreichen; alternativ zur Anwendung von
(meist relativ aufwendigen) Verfahren, die eine
,,exactly-once``-Semantik besitzen, kann auch auf
Bestätigungsmechanismen zurückgegriffen werden.
- 2.
- Die effiziente Übertragung großer Datenmengen: Oft
müssen sowohl zwischen unterschiedlichen Managern als auch zwischen
Managern und Agenten größere Datenmengen ausgetauscht werden.
Beispiele hierfür sind das Auslesen der auf einem System
eingetragenen Benutzer oder die zum gegenwärtigen Zeitpunkt aktiven
Prozesse sowie deren Kenndaten. Letzteres kann, wie
Leistungsmessungen an einem von uns entwickelten Managementagenten
für UNIX-Systeme ergeben haben, für 100 bis 150
Prozesse zwischen 30 und 45 Sekunden in Anspruch nehmen. Hiervon
benötigte die Ermittlung der Managementdaten durch den Agenten
sowie deren Übergabe an die Protokollmaschine knapp eine Sekunde;
der Engpaßfaktor war hier eindeutig das verwendete
Managementprotokoll (im vorliegenden Fall: SNMP). Folglich müssen
die Kommunikationsmechanismen darauf ausgerichtet sein, einen
zügigen Transfer auch großer Datenmengen zu gewährleisten. Das
Szenario in Abschnitt liefert hierfür ein
weiteres praxisnahes Beispiel.
- 3.
- Die Skalierbarkeit hinsichtlich sehr großer Mengen an
Managementobjekten: Das in Abschnitt beschriebene
Szenario verdeutlicht, daß beispielsweise für den Austausch von
Abrechnungsdaten zwischen Telekom-Carriern hinsichtlich der
Nutzungsdauer geschalteter Verbindungen zahlreiche, sehr
feingranulare Managementobjekte, berücksichtigt werden müssen.
Überdies sind diese Managementobjekte, die jeweils eine Verbindung
repräsentieren, äußerst dynamischer Natur.
- 4.
- Das Bestehen von Sicherheitsmechanismen gegen potentielle
Angriffe: Das in Abschnitt aufgeführte
Managementszenario hat demonstriert, wie durch unbeabsichtigte
Fehlkonfiguration von Managementsystemen in Verbindung mit
fehlerhafter Protokollsoftware hohe Kosten entstehen können. Ein
bösartiges Ausnutzen dieser Sicherheitsproblematik ist
verhältnismäßig unkompliziert und kann beträchtliche Schäden
verursachen. Es ist daher notwendig, daß bereits in der
Managementarchitektur selbst Mechanismen vorgesehen sind, die die
üblichen Bedrohungen (Maskerade, Mitlesen, Modifikation,
Verzögerung und Vervielfältigung) verhindern können. Dienste, die
diese Mechanismen realisieren, können - je nach Bedarf - bereits
von der zugrundeliegenden verteilten Umgebung übernommen,
gegebenenfalls verfeinert und an die Bedürfnisse des Managements
angepaßt werden.
- 5.
- Das Vorhandensein von Logging-Mechanismen zur
Protokollierung außergewöhnlicher Ereignisse ist nicht nur aus
Sicherheitsgründen zwingend erforderlich, sondern ist auch im
Fehlerfalle von großer Wichtigkeit, um Rückschlüsse auf
eventuelle Fehlerursachen ziehen zu können. Nach der Beseitigung
des Fehlers sollte es möglich sein, den Fehlerbehebungsvorgang zu
dokumentieren und mit den protokollierten Fehlersymptomen zu
verknüpfen, um beim Auftreten ähnlicher Fehler bereits über
Ansätze zur Behebung des Problems zu verfügen.
- 6.
- Die Verteilung von Managementaufgaben auf mehrere
Managementsysteme bzw. die Delegierung von Aufgaben an
Agentensysteme sind, wie es bereits in Abschnitt
angesprochen wurde, notwendig, um die
Skalierbarkeit des Managements auch für sehr große
Kommunikationssysteme zu gewährleisten. Eine Architektur für das
Enterprise Management sollte über geeignete Mechanismen zum Transfer von
Managementfunktionalität verfügen, der sowohl von den
Managementsystemen als auch von den Agenten initiierbar sein sollte.
Letzteres impliziert eine hohe Autonomie der Agentensysteme, die
situationsbezogen von sich aus entscheiden, welche Art von
Managementdiensten erforderlich ist und diese aus einem Pool von
Diensten beziehen können. Solche Systeme werden als
Selbststeuernde Systeme (Self-managed Systems)
bezeichnet; sie befinden sich jedoch überwiegend noch im Stadium
der Forschung [#!weau96!#].
- 7.
- Die Möglichkeit der Abfrage von Metainformationen
(sog. Management Knowledge oder Kontext-Wissen) über
vorhandene Managementsysteme bzw. Agenten zählt ebenfalls zu den
wichtigen Managementdiensten, da so beispielweise zur Laufzeit
ermittelt werden kann, welche MIBs von einem gegebenen Agenten
implementiert werden. Dies ist besonders hilfreich bei der
Initialkonfiguration eines Managementsystems, das sich so bereits
bei der Autodiscovery des Netzes Detailinformationen bezüglich der
darin befindlichen Ressourcen, Systeme und Anwendungen beschaffen
kann. So könnten aufgrund der Tatsache, daß ein Managementsystem
Router erkennen kann, deren Routing-Tabellen
über das Management ausgelesen werden um somit präzise
Informationen bezüglich der Netzstruktur zu gewinnen. Bisher
müssen die MIBs aller zu administrierenden Ressourcen durch den
Administrator in die Plattformen eingespielt werden, damit diese die
über den Minimalumfang hinausgehende Ressourceninformation
überhaupt nutzen können. Eine andere Anwendung besteht
in der Ermittlung derjenigen Agenten, welche gegenwärtig von einem
bestimmten Managementsystem überwacht werden oder welche
Managementdienste überhaupt zur Vefügung stehen.
- 8.
- Der Reifegrad einer Managementarchitektur
ist oftmals das ausschlaggebende Auswahlkriterium. Dies kann sich
einerseits auf den Status des Standardisierungsprozesses beziehen,
der ein Maß für die Vollständigkeit der technischen Vision und
die universelle Einsetzbarkeit ist. Andererseits ist ein hoher Grad
an Marktdurchdringung - der oft als Synonym für
Investitionssicherheit gilt - ein wichtiger Indikator für den
Reifegrad einer Architektur.
- 9.
- Während die Verfügbarkeit leistungsfähiger
Entwicklungswerkzeuge primär kein architekturbezogenes Kriterium
zu sein scheint, so hat dies doch großen Einfluß auf die Auswahl
einer Architektur: Die Einfachheit der Implementierung, die
überwiegend an die Verfügbarkeit von Entwicklungswerkzeugen
gekoppelt ist, schlägt sich im Vorhandensein einer hohen Zahl
implementierter architekturspezifischer Managementdienste nieder. Im
Zweifelsfall wird immer diejenige Architektur bevorzugt, deren
eingeschränkter Dienstumfang durch eine vollständige
Implementierung kompensiert wird, gegenüber einer Architektur mit
einer großen Menge spezifizierter Dienste, die ihrerseits jedoch
nur unvollständig am Markt erhältlich sind. So hatte das
OSI-Management lange Zeit den Ruf, eine nur unter großen
Komplikationen implementierbare Architektur zu sein, weil einerseits
lediglich eine sehr komplexe Programmierschnittstelle für das
verwendete Managementprotokoll zur Verfügung stand und andererseits
nur eine geringe Zahl an spezifizierten Diensten auch tatsächlich
implementiert wurde. Nicht zuletzt deswegen konnte es sich im
Bereich lokaler Netze nie durchsetzen.
- 10.
- Die einfache Abbildbarkeit der Notationen der
Informationsmodelle auf Implementierungssprachen zählt ebenfalls
zu den wichtigen Faktoren, von denen die flexible Einsetzbarkeit
einer Managementarchitektur maßgeblich abhängt. Wünschenswert ist
das Vorhandensein von Abbildungsvorschriften auf eine möglichst
hohe Zahl von Implementierungssprachen, um eine Migration
proprietärer Managementlösungen hin zu offenen
Managementarchitekturen zu vereinfachen.
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Copyright Munich Network Management Team