Offensichtlich gelten diese Sichtweisen nicht nur für verteilte kooperative Managementsysteme, sondern auch für eine Vielzahl verteilter Anwendungen und Netzdienste. Daher ist es im Sinne einer Wiederverwendbarkeit von Managementinformation und -diensten angebracht, ein generisches Managementmodell zu entwerfen, das für ein breites Spektrum von Anwendungsklassen gemeinsam verwendbare Managementinformation definiert und durch Vererbungsmöglichkeiten entsprechend der Anwendungsarten verfeinert werden kann. Neben der Berücksichtigung aller vier obengenannten Sichtweisen sollte das Managementmodell ferner von den Spezifika einzelner Managementarchitekturen unabhängig sein und auch keine Annahmen über die zugrundeliegende Kommunikationsinfrastruktur (ORB, Protokoll, Inband- oder Outband-Management, Push- oder Pull-Kommunikation) machen.
Das Ziel unseres Top-down-Vorgehens liegt darin, zuerst generische,
d.h. nicht systemspezifische Basisklassen zu gewinnen.
Hierzu werden Konzepte des RM-ODP
herangezogen, weil dieses Modell ein architekturelles Rahmenwerk für
die Entwicklung und Spezifkation von Software in einer offenen,
verteilten Systemumgebung darstellt. Da das RM-ODP völlig
systemunabhängig ist, aber dennoch die erforderlichen Objekte einer
verteilten Systemlandschaft genau beschreibt, werden einige Konzepte
und Objekte des RM-ODP unter dem Managementgesichtspunkt benutzt, um
generische Basisklassen für das Anwendungsmanagement zu finden. Die
gegenwärtige Verflechtung von ODP mit der von uns als Enterprise
Management Architektur ausgewählten Common Object Request Broker
Architecture kann als ein weiteres Anzeichen für die Machbarkeit
eines durchgehenden Analyse-, Design- und Implementierungsprozesses
angesehen werden. Obwohl der Entwurf eines vollständigen
Objektmodells für beliebige verteilte Anwendungen und Dienste den
Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde, werden wir basierend
auf dem RM-ODP, den in Abschnitt
identifizierten Managementanforderungen an verteilte Anwendungen sowie
dem Ansatz von Neumair [#!neum99h!#] generische anwendungsbezogene
Managementobjektklassen (Generic Application Managed Object
Classes (GAMOCs)) [#!kene97cc!#] definieren, die wir in
Abschnitt
als Basisklassen für unsere
speziellen MOCs verteilter kooperativer Managementsysteme nutzen
werden. Eine wesentliche Anforderung an die Modellierung ist,
heterogene Systeme durch ein einheitliches Informationsmodell
beschreiben zu können. Hierzu eignen sich objektorientierte Analyse-
und Designmethoden sehr gut. Es sollen also Objektklassen gefunden
werden, die von herstellerspezifischen, proprietären Details der
Ressourcen abstrahieren, aber dennoch ein effizientes Management der
Ressource erlauben. Hierzu müssen wir zunächst die GAMOCs in einer
Notation beschreiben, die sowohl die Bildung einer
Vererbungshierarchie auf einfache Art gestattet als auch eine
Rapid Prototyping-basierte Implementierung erlaubt. Ausschlaggebend ist hierbei eine gute Werkzeugunterstützung,
die eine möglichst automatische Transformation der Modelle auf
konkrete Definitions- bzw. Programmiersprachen vornimmt. Unsere im
vorangehenden Abschnitt
beschriebenen
positiven Erfahrungen mit der Object Modeling Technique in
Verbindung mit dem CASE-Tool Software through Pictures haben
uns dazu bewogen, unsere Modellierung darauf abzustützen. Das
OMT-Modell der GAMOCs kann nun dahingehend verfeinert werden, um die
Spezifika verteilter kooperativer Managementsysteme geeignet zu
reflektieren. Hierzu ist eine geeignete Spezialisierungshierarchie zu
finden, bei der strikte Vererbung anzuwenden ist. Auf diese
Weise können, wie wir in Abschnitt
nachgewiesen haben, auch bereits vorhandene Modelle in das
Objektmodell integriert werden. Hierin enthaltene allgemeingültige
Attribute und Methoden können gegebenenfalls in die Basisklassen des
generischen Modells aufgenommen werden. Die in IDL überführten
Schnittstellen der von uns konzipierten MOCs dienen anschließend als
Eingabeparameter für eine CORBA-Entwicklungsumgebung, die uns die
CORBA-basierte Implementierung der Managementobjekte gestattet.
Abbildung
stellt die Methodik graphisch dar.