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Wir haben aufgrund der von uns in Kapitel
durchgeführten Analyse existierender Managementarchitekturen CORBA
als Enterprise Management Architektur ausgewählt. Diese Architektur
bildet somit nicht nur das Rahmenwerk für die in Kapitel
vorgestellten Objektmodelle und
Managementdienste, sondern agiert insbesondere in der Rolle als
,,Management-Backbone``, in den andere Managementarchitekturen
integriert werden müssen. CORBA agiert somit in der Rolle einer
Architektur für das Enterprise Management; die Integration anderer
Architekturen erfolgt anhand definierter Übergänge. Abbildung
stellt dies graphisch dar.
Der naheliegende Weg zur Implementierung einer vollständig und
ausschließlich auf CORBA basierenden Managementlösung besteht
darin, sowohl das Managementsystem als auch die Agenten vollständig
in Form verteilter CORBA-Objekte zu implementieren, die über einen
ORB interagieren. Um dies sicherzustellen, müssen mindestens folgende
drei Voraussetzungen erfüllt sein:
- 1.
- Grundsätzlich muß die Interoperabilität zwischen ORBs
gewährleistet sein, d.h. Objekte auf unterschiedlichen Systemen
innerhalb des Rechnernetzes müssen in der Lage sein, Daten über
die ORBs auszutauschen. Obwohl die bereits im Dezember 1995
verabschiedete CORBA 2.0 Spezifikation dies explizit
vorschreibt, ist es bis zum heutigen Tage keinesfalls
selbstverständlich, daß zwischen ORB-Produkten unterschiedlicher
Hersteller Daten ausgetauscht werden können. Dies bedeutet, daß
die Kommunikation zwischen verteilten Komponenten eines
Managementsystems derzeit noch nicht in jedem Fall möglich ist.
- 2.
- Eine weitere Voraussetzung ist das Vorhandensein von
Managementplattformen, die über CORBA-konforme Schnittstellen
sowohl für Managementapplikationen als auch zu den Agentensystemen
verfügen. Da das Management hohe Anforderungen an die Sicherheit
stellt, bedeutet dies, daß weitreichende Mechanismen für die
Autorisierung und Authentifizierung vorhanden sein müssen. Die
relativ späte (im zweiten Quartal 1996 erfolgte) Standardisierung
des CORBA Security Service hat bisher noch zu keinen
tragfähigen Ergebnissen in Form kommerziell erhältlicher Produkte
geführt. Folglich ist es zwar möglich, daß einzelne
Plattformbestandteile wie Kernsystem, Zustandsmonitor oder
Topologiemanager über einen (CORBA 1.2 konformen, d.h. lokalen) ORB
kommunizieren; der Austausch von Daten mit Agentensystemen verbietet
sich jedoch. Ein Beispiel für eine solche Implementierung ist die
Produktlinie IBM Tivoli TME 10, die in Abschnitt
besprochen wurde.
- 3.
- Ferner ist schließlich die Verfügbarkeit einer gewissen
Mindestanzahl von Managementdiensten notwendig, die
beispielsweise das Erzeugen, Gruppieren und Löschen von
Managementobjekten sowie die Überwachung von Schwellwerten
gestatten oder die Definition von Managementdomänen sowie die
Durchsetzung von Zielvorgaben ermöglichen. Hier liegen weitere
Defizite: Obwohl gegenwärtig mehr als 18 verschiedene CORBAservices
(siehe dazu auch Anhang ) spezifiziert sind, die
allgemein verwendbare Grundfunktionalität bereitstellen, verfügen
gegenwärtige CORBA-Entwicklungswerkzeuge lediglich über einen
kleinen Teil dieser Dienste: Eine CORBA-Implementierung, die über
mehr als ein Viertel dieser Dienste verfügt, gilt gegenwärtig als
ausgesprochen fortgeschritten. In der Tat ist es schwierig, ORBs zu
finden, deren Dienstumfang über essentiell notwendige Basisdienste
hinausgeht. Die in Abschnitt angesprochenen
Managementdienste von CORBA sind bisher nicht in Form konkreter
Implementierungen am Markt erhältlich; im Rahmen der in Kapitel
behandelten Dienste für das Management
verteilter kooperativer Managementsysteme stellen wir einige Dienste
vor, die sich auf das Management verteilter kooperativer
Managementsysteme beziehen.
Abbildung:
CORBA als Management-Backbone
|
Die Analyse von CORBA in Abschnitt hat jedoch auch
verdeutlicht, daß deren gegenwärtiger Entwicklungsstand aufgrund der
Insuffizienzen heutiger Werkzeuge sowie des Mangels an geeigneten
Implementierungen standardisierter Managementdienste die Entwicklung
ausschließlich auf CORBA basierender Managementlösungen noch nicht
gestattet. Mechanismen zur Sicherstellung der Interoperabilität von
Managementarchitekturen sind daher auch im Hinblick auf die
Wiederverwendung anderweitig standardisierter Dienste für
integriertes CORBA-basiertes Enterprise Management erforderlich. Die
Nutzung von Diensten einer Managementarchitektur durch Systeme, denen
ein anderes Rahmenwerk zugrundeliegt, bietet neben der Sicherung
bereits getätigter Investitionen insbesondere die Perspektive,
Dienste architekturübergreifend zu vererben. So könnten
beispielsweise CORBA-basierte Systeme, die derzeit noch nicht über
geeignete Managementdienste verfügen, mit Hilfe von
OSI-Managementdiensten administriert werden. Abschnitt
geht auf diesen Punkt detailliert ein.
Mit dem zukünftigen Aufkommen weiterer neuer Architekturen, die für
Managementzwecke verwendet werden können (siehe die Analyse in Abschnitt
) wird offensichtlich die Problematik der Koexistenz und
Kooperation von Managementsystemen über die Grenzen heterogener
Managementarchitekturen hinweg immer weiter zunehmen. Wirklich integriertes
Management impliziert also, daß Übergänge geschaffen werden, die
eine nahtlose Kombination der Architekturen erlauben. Prinzipiell gibt
es hier drei Alternativen, die sich dahingehend unterscheiden, welches
System die Abbildung letztendlich vornimmt. Diese sind in Abbildung
dargestellt (siehe auch [#!kene97ac!#],
[#!kase94!#]):
- Multiarchitektureller Manager : Die Umsetzung zwischen unterschiedlichen Architekturen
erfolgt innerhalb des managenden Systems, das damit mehrere oder
alle ,,Management-Sprachen spricht``. Damit ist auch keine direkte
Umsetzung der Protokolle notwendig, sondern jeweils nur eine
Abbildung auf das entsprechende Kommunikations-API des Managers.
Häufig findet die Übersetzung der Managementinformation allerdings
nicht in der Infrastruktur des Managers statt, die gegenwärtig
durch sogenannte Managementplattformen bereitgestellt wird
(vgl. hierzu [#!hean99a!#]), sondern muß in den darauf aufbauenden
Managementanwendungen durchgeführt werden. Hinsichtlich der
Unterscheidung zwischen den Begriffen ,,Manager`` und
,,Managementplattform`` sei bereits an dieser Stelle angemerkt, daß
in Zusammenhang mit Interoperabilitätsuntersuchungen die
Rollenbezeichnung ,,Manager`` häufig als Synonym für ihre
Implementierungsausprägung ,,Managementplattform`` verwendet wird.
Wenn in den folgenden Ausführungen die Rolle eines überwachenden
und steuernden Systems gemeint ist, werden wir die Begriffswelt des
Organisationsmodells verwenden und von einem ,,multiarchitekturellen
Manager`` sprechen; ist hingegen seine technische Realisierung
gemeint, verwenden wir den Begriff ,,multiarchitekturelle
(Management-) Plattform``. Abschnitt stellt
anhand eines von uns entwickelten und implementierten Prototypen die
Verfahren zur Entwicklung multiarchitektureller Manager detailliert
vor und bewertet diese.
- Multiarchitektureller Agent : Die notwendigen Abbildungen
erfolgen bereits im Agenten, also im zu administrierenden System
oder werden durch entsprechende Vorgaben an dessen Realisierung
überflüssig gemacht. Abschnitt führt
dies genauer aus.
- Management-Gateway : Der
Übergang wird durch ein Zwischensystem realisiert, das sowohl eine
Übersetzung der Managementinformation als auch die Umsetzung der
Managementprotokolle vornimmt. Dies geschieht in zwei Schritten:
Zuerst müssen die verschiedenen Spezifikationssprachen, in denen
die Managementobjekte beschrieben sind, algorithmisch ineinander
überführt werden. Im zweiten Schritt müssen zur Laufzeit die
Protokolle bzw. deren Elemente ineinander überführt werden.
Abschnitt beschreibt die hierzu notwendigen
Verfahren und unsere prototypischen Implementierungen im Detail.
Abbildung:
Übergänge zwischen Managementarchitekturen
|
Die genannten alternativen Ansätze werden in den folgenden
Abschnitten bis anhand der von
uns entworfenen und implementierten Prototypen detailliert
vorgestellt. Unsere Implementierungserfahrungen bilden das Fundament,
um in Abschnitt die drei Realisierungsalternativen
für das Umbrella Management gegenüberzustellen und hinsichtlich
ihrer Komplexität sowie ihrer praktischen Anwendbarkeit zu bewerten.
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Copyright Munich Network Management Team